Lockdown - For Today

Review

Es gibt tatsächlich Leute, die heutzutage ´ne Band gründen, und dann dem 90er-Melo-Punk frönen. Im Gegensatz zum Großteil der (wenigen) noch aktiven Überlebenden der damaligen Flut an Combos treten die Italiener LOCKDOWN aber über die volle Distanz ihrer Debüt-EP das Gaspedal voll durch; wobei sie durchaus eine ganz gute Figur abgeben. Alle Melodien laufen angenehm rein, sind in den mehrstimmig vorgetragenen Momenten aber auch teilweise schön schief. Die Instrumentalfraktion macht ebenfalls einen ordentlichen Job, und muss sich ja auch nicht in Prog-Rock-Manier die Finger verrenken. Damit wir uns gleich richtig verstehen: Originell oder besonders abwechslungsreich ist hier überhaupt nix – was ja auch in der Natur des Musikstils liegt. Aber gerade im Vergleich zur ebenfalls total gleichgeschalteten, dabei aber gerne mal rumheulenden Emo/Screamo-Szene ist das fast altmodische Geratter der Jungs schon wieder sympathisch. Wofür es neben der Austauschbarkeit der Musik aber weiteren Punktabzug gibt, sind die wirklich fürchterlichen Texte. Okay, man kann mit der englischen Sprache sowohl in grammatikalischer Hinsicht als dann auch in Bezug auf die Aussprache auf Kriegsfuß stehen – was hier der Fall ist; damit hab´ ich auch eigentlich kein Problem. Aber inhaltlich darf es dann doch mehr als flaches bzw. schlichtweg dummes, notgeiles Geseier sein. Nichts gegen charmant-debile und pubertäre Lyrics, aber beim „Genuss“ von geistigen Tieffliegern wie ´Blowjob´, ´The Show´ und ´Blind Date´ möchte man sich dicke Steine auf die Füße schmeißen, auf dass der Schmerz die Wahrnehmung vernebele. Ein Beispiel gefällig? Here we go: „I can´t believe my luck / and I played with her tits for a moment / before she pulled out my cock and gave me a blowjob right there on the bench / but finally we went behind some bushes and fucked like wild animals.“ (aus ´Blind Date´). Grandios! Toll! Wahnsinn! Ich weiß nicht, ob die Kerle mit solchen Totalausfällen auf den Spuren der auch im Beipackzettel erwähnten NOFX wandeln möchten; den genial-kranken Humor der Amis verfehlen sie jedenfalls um Lichtjahre. Na ja, sei´s drum: Wer heute noch Spaß an den alten, rauen Klamotten von Bands wie NO USE FOR A NAME oder NO FUN AT ALL hat (dazu zähle ich mich jetzt auch mal), der sollte bei „For Today“ zwar nicht deren Klasse erwarten, aber zumindest eine Platte, die man sich – die Mankos in Kauf nehmend – recht gut anhören kann.

02.11.2005

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