Loch Vostok - V: The Doctrine Decoded

Review

Die schwedischen Progressive-Metaller LOCH VOSTOCK legen mit „V: The Doctrine Decoded“ ihr fünftes Album vor. Der Longplayer bietet eine recht vielfältige Mixtur aus Progressive, Death und klassischem Metal, wobei letzteres vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass Fronter Teddy Möller an vielen Stellen cleanen Heavy-Metal-Gesang einsetzt und die Songs so ein gewisses Power-Metal-Flair erhalten. Growls finden hier und da zwar auch ihren Platz, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Das Ganze irgendwie einzuordnen, fällt relativ schwer – sagen wir mal so: LOCH VOSTOCK klingen ungefähr wie eine Mischung aus ARCH ENEMY, BETWEEN THE BURIED AND ME und EDGUY.

Der Opener „Seeker“ eröffnet die Platte mit flotter Double-Bass und energetischen Gitarren, bevor es noch kurzem Intermezzo in eine Art Black-Metal-Strophe mit wildem Geschrei geht. Sofort darauf kommen – etwas überraschend – eingangs erwähnte Power-Metal-Vocals im Refrain zum Einsatz, ehe es wieder schnurstracks in Black-Metal-Gefilde geht. Zwei Dinge fallen sofort auf: erstens die wirklich breite Stilvielfalt der Schweden und zweitens der furchtbar klinische Schlagzeug-Sound. Ich bin sicher kein Gegner von getriggerten Drums – im Gegenteil. Aber das hier ist wirklich etwas zu viel des Guten.

Das anschließende „A Tale Of Two Kings“ ist etwas eingängiger, verstörend wirkt auf mich allerdings der ultra-hohe Schrei zu Beginn des Tracks – man meint fast, der gute alte Chris Boltendahl kommt aus dem Schrank gesprungen. Wie auch immer – spätestens jetzt manifestiert sich das große Problem der Platte: irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen: Auf der einen Seite die recht brachialen, catchy Riffs und die furiose Gitarrenarbeit, auf der anderen der gefühlt ewig gleiche Clean-Gesang des Frontmanns. Oder anders ausgedrückt: jedes Mal, wenn Herr Möller seine – zugegeben keineswegs schlechte – Stimme erhebt, winkt man innerlich irgendwie ab und denkt sich „Ach, das schon wieder“.

Der Kollege, der die letzte Platte der Schweden besprochen hat („Reveal No Secrets„), hat seinerzeit bilanziert: „Manchmal machen Musiker scheinbar alles richtig und dennoch kann das Ergebnis nicht überzeugen. LOCH VOSTOK gehören genau in diese Kategorie.“ Und selbiges muss ich auch konstatieren. LOCH VOSTOCK zeigen sich sehr um Abwechslung und Dynamik bemüht. Leider schafft es die Band aber immer noch nicht, ihren Songs die nötige Homogenität zu verleihen. Was äußerst schade ist, denn in nahezu allen Kompositionen finden sich coole Ideen und nette Details, besonders im Opener, dem schweren „Citizen Cain” oder dem mit SYBREED-Schlagseite versehenen „Twilight Of The Dogs”. Aber am Ende ergeben die einzelnen Teile eben kein stimmiges Ganzes, was auch der Grund dafür ist, dass dieses Album in meinem Plattenschrank wohl in einer dunklen Ecke versauern wird. Fans klassischen Progressive Metals können sich ja sicherheitshalber mal heranwagen – aber ich persönlich bin raus.

26.09.2012
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