Musik ist eine sehr subjektive Kunstform, wenn nicht sogar die subjektivste. Ein Gemälde oder eine Skulptur lassen sich wenigstens einigermaßen objektiv beschreiben, im Falle der Musik klappt das selten. Kein Wunder, dass der amerikanische Musiker Frank Zappa über Musikjournalismus gesagt hat: „Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen“. Recht hat er. Denn manchmal machen Musiker scheinbar alles richtig und dennoch kann das Ergebnis nicht überzeugen, ohne das es einen bestimmten Grund dafür gäbe. Lange Rede kurzer Sinn: LOCH VOSTOK gehören genau in diese Kategorie.
Aber fangen wir erstmal damit an, was man ruhigen Gewissens über die Band sagen kann. LOCH VOSTOK haben sich nach einem unterirdischen See der Antarktis benannt und sind die Nachfolgeband der Progressiv-Metaller MAYADOME. „Reveal No Secrets“ ist ein Konzeptalbum über den Verlust der Freiheit in der Gesellschaft und mittlerweile schon der dritte Output der Schweden. LOCH VOSTOK haben sich einer Mischung aus Melodic Death Metal und Progressiv Metal verschrieben, die sie mit einer Prise Power Metal würzen. Um zur Kritik zu kommen: Die Band bekommt es immer noch nicht auf die Reihe, die unterschiedlichen Musikstile zu einem stimmigen Gesamtpaket zu schnüren.
Während Bands wie SCAR SYMMETRY die Elemente Power Metal-Gesang, Progressiv-Riffs und Death Metal-Sound zu einer Symbiose zu vereinen, bleiben LOCH VOSTOKs Songs langweilig und zahnlos. Statt Gänsehaut herrscht hier das große Gähnen. Woran das Songwriting jetzt explizit krankt, kann ich beim besten Willen nicht feststellen. Zwar finde ich die Elemente für sich genommen ganz nett, aber das Gesamtprodukt lässt mich ziemlich kalt. Schlimmer noch: Spätestens nach dem dritten Song nervt der Power Metal-Gesang. Nicht, dass ich etwas gegen diese Art zu singen hätte. SCAR SYMMETRY oder auch MERCENARY zeigen, wie es besser geht. Während diese beiden Bands die Grenze zum Kitsch gelegentlich touchieren, übertritt LOCH VOSTOK diese permanent. Die Dynamik zwischen hart und weich, von der der Melodic Death Metal lebt, geht hier völlig verloren. Genau wie im Falle von Richard Wagner bleibt die Musik immer pompös, nur um noch pompöser zu werden. Überraschende Bridges, knüppelharte Breakdowns? Alles Fehlanzeige. Dazu werden die Lieder von einem allgegenwärtigen Keyboard zugekleistert, bis der Schmalz aus den Boxen quillt.
Einzelne Lieder mögen ja noch ganz nett klingen, aber auf Albumlänge kann LOCH VOSTOKs Songmaterial nicht überzeugen. Wer gegen Keyboard-Teppiche immun ist, kann ja mal in die Songs „Raiders Of The Lost Heart“ oder „Energy Taboo“ auf der Myspace-Seite reinhören.
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