Lluther - The Agents Of Empire

Lluther : Bei dem Namen stellt sich natürlich unverzüglich die Frage, was wohl der olle Reformator Dr. Martin Luther mit der vorliegenden Scheibe angestellt hätte. Wenn sie ihm anstatt des Gehörnten den Ziegenfuß in den Hintern getreten einfach ein paar Noten ins Fressbrett geballert hätte. Wäre es dann bei einem geschleuderten Tintenfass geblieben?

Nee, der gute Martin wäre sofort losgezogen, hätte sich 95 Exemplare der Langrille besorgt und sie wutentbrannt an die Wittenberger Schlosskirche gehämmert (wenn er das denn mit seinen Thesen so gemacht hat). Und mit dickem Edding draufgeschrieben : „Meidet dies Machwerk um jeden Preis!“
Ja, auch wenn es umsonst ist!

Lluther kriechen hier auf Nine Inch Nails Pfaden… nein, schlimmer, die kupfern dreist ab.
So erinnert die Stimme des Fronters z.B. auf „In Decline“ derart frappierend an den 23cm Chef, dass man meinen könnte, der hätte selbst gesungen.

Da mag man sagen, lieber gut abgeguckt, als schlecht selbst erfunden … aber zum Henker, das hier ist schlecht kopiert. Zu Beginn unternehmen die Iren nämlich ausgerechnet ne Reise in die jüngere NIN Vergangenheit, in der sich der gute Trent Reznor mit „With Teeth“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Langeweile pur. Lluther versuchen, härter als Depeche Mode zu sein – das klappt sogar (so liegt „Show You Mean It“ härtetechnisch sogar auf der „Broken“ EP Wellenlänge). Aber zu welchem Preis… das Songwriting ist nichtssagend und fad. Auch die Versuche in der Mitte der Gähnscheiblette, wie zum Bleistift auf dem vierten Song namens „Agents Of Empire“ (Intro hört sich an wie auf NINs „Hurt“), an die glorreichen Tage des Industrial Sound Orgasmus „The Downward Spiral“ anzuknüpfen, gehen mächtig ins Beinkleid.

Anflüge von Filter und den beinahe genialen Stabbing Westward gehen immer wieder in belanglosen Chören und oberflächlichen Arrangements unter. Das hat keinen Charme und ist von den Klangtüfteleien der 94er NIN Kultscheibe ne ganze Ecke entfernt. Daran können auch die triefend-lamoryanten Klampfen bei „Bone“ nicht viel ändern. Tja, da müssen wir wohl auf Zzwingli warten, um wieder ne knorke Industrial Scheibe präsentiert zu bekommen. Und wer hier Anachronismen findet, darf sich die bei Amazon bestellen!

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