Living Colour - Collideoscope

Review

Auch wenn so mancher Living Colour auf ihren afroamerikanischen Kontext reduzierte, so waren sie doch in der Lage sich nicht nur als Team aus erstklassigen Musikern, sondern auch als innovative Rockband zu etablieren. Einige Auszeichnungen und kommerziell erfolgreiche Scheiben ebneten dem Quartett den Weg bis zum Bandsplit Mitte der 90er. Der Anschlag auf das World Trade Center bot genug Anlass zu einer Reunion und so kehren sie mit dem neuem Album „Collideoscope“ im Gepäck, welches sich thematisch-entsprechend häufig mit den Nachwirkungen des 11.Septembers beschäftigt, wieder zurück. Doch wie jeder weiß: Reunions sind mit Vorsicht und dem nötigen Abstand zu genießen. So war ich nicht grundlos skeptisch und der erste Eindruck der Scheibe lies nur ein herbe Enttäuschung erahnen. Da wäre zunächst eine stellenweise enorm stumpfe und flache Produktion, die nicht wirklich zum Sound der Band passen möchte. Die Songs klingen da schon eher nach gewohnter Manier, sprich: eine Fusion aus Funk, Metal und progressivem Rock – mal Mainstream-tauglich, mal kantig. Leider ist das Album überwiegend unspektakulär geraten und auch nach einigen Durchläufen des Schönhörens sind unnötige Füller auszumachen, wie zum Beispiel der uninspirierte Southern-Rock-Standard „Holy Roller“ oder das eintönige „Great Expectations“. Dazwischen gibt es Stilausflüge, welche die experimentelle Ausrichtung von Living Colour untersteichen. Den Rock-Reggae-Crossover „Nightmare City“ kann man durchaus als gelungen bezeichnen und die elektronischen Spielereien auf „Choices Mash Up“ sind durchaus hörbar. Bei „In Your Name“ aber vergreifen sich Living Colour am Industrial-Noise von Nine Inch Nails, was nicht wirklich harmoniert. Noch schlimmer geraten ist das im Garagen-Punk-Sound vorgetragene „Operation Mind Control“. Die Suche nach musikalischem Neuland ist nun mal nicht immer mit fruchtenden Ergebnissen verknüpft. Am meisten aber schockt mich die originalgetreue Coverversion des AC/DC-Klassikers „Back In Black“. Corey Glover’s Stimme klingt beim Versuch die spitzen Brian-Johnson-Vocals zu imitieren fürchterlich deplaziert. Allein der zufällige Wortwitz kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass dieser Track jeglichen Fluss innerhalb des Albums durchtrennt. Letztlich retten die beiden Highlights, die chillige Beatles-Coverversion von „Tomorrow Never Knows“ und die leicht soulige Ballade „Flying“, das Album gerade noch davor, in einem Wust aus mäßigen Songideen und misslungenen Experimenten zu versinken. Aber allein die Tatsache, dass Living Colour diesbezüglich Gefahr laufen, sollte mir zu denken geben. Hat die Pause etwa den kreativen Kräften geschadet? Oder brauchen Living Colour erst noch Zeit um zu alter Form zu finden? Von „Collideoscope“ bin ich jedenfalls nicht überzeugt.

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11.11.2003

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1 Kommentar zu Living Colour - Collideoscope

  1. Thomas sagt:

    Hab das Album jetzt schon ne Weile und ich muss sagen, dass ich nach dem ersten hören auch nur bedingt begeistert war aber bis auf 1 oder 2 Ausnahmen überzeugt die Scheibe

    7/10