Dass sich LITA FORD mal zu einem Comeback hinreißen lassen würde, war nicht unbedingt abzusehen. Und – um das vorweg zu nehmen – es wäre auch nicht unbedingt notwendig gewesen.
„Wicked Wonderland“ ist zwar rock-basiert, stützt sich jedoch vornehmlich auf etwas neuere Sounds. Ich schreibe bewusst nicht „modern“, denn das wären sie vor zehn Jahren gewesen. MARILYN MANSON scheint einen bleibenden Eindruck bei Mrs. FORD hinterlassen zu haben. Ihren Ehemann Jim Gillette, ehemals Frontfrisur der Ultraposer NITRO, hat sie gleich mit in das zweifelhafte Boot gezogen. Eine solche Entwicklung hätte man eigentlich eher ihrer ehemaligen RUNAWAYS-Kollegin Joan Jett zugetraut, hätte die sich nicht weitgehend aufs Altenteil zurück gezogen.
Natürlich ist hier nicht alles schlecht, was pseudomodern klingt. Die Slide-Gitarren in „Piece (Hell Yeah)“ machen die Sache durchaus reizvoll, und Stücke wie „Patriotic SOB“ oder „Inside“ hätten auch auf einem der letzten OZZY-Alben stehen können. Was ein jeder für sich interpretieren sollte, denn diese waren ja auch nicht gerade unumstritten.
Der Titelsong soll wahrscheinlich radikal und ein bisschen punkig klingen, aber da hat LITA die Rechnung ohne CRUCIFIED BARBARA gemacht. Das sehr elektronische „Indulge“ ist hingegen auch ohne eine solche Referenz eine Zumutung. Zum Glück rocken „Love“ und „Betrayal“ zumindest ein bisschen mehr.
Letztlich sind allerdings sämtliche Stücke vor allem langweilig. Selbst ohne die dauernd ätzend-verzerrten Vocals bleibt nicht viel hängen. Die Riffs sind tausendmal recycelt, die Refrains lahm, das Gesamtbild energielos. Da kann der möchtegern-zeitgemäße Anstrich nichts mehr rausreißen. Zumal es schon ein wenig peinlich wirkt, wenn eine über fünzigjährige Frau mit durchaus ansehnlicher Vita plötzlich den Zeitgeist für sich entdeckt. Braucht kein Mensch!
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