Lita Ford - Time Capsule

Review

Am Anfang sollten wir gleich mal die Frage klären, ob „Time Capsule“ überhaupt ein richtiges Studioalbum ist. Beim Lesen des Promo-Textes kommt es einem so vor, als ob dem Rezensent eine Reste-Verwertung schmackhaft gemacht werden soll. Aber vermutlich gehört das zum Marketing-Konzept. Denn im Februar ist nämlich ihre Autobiografie „Living Like A Runaway, A Memoir“ erschienen. Und diese Veröffentlichung scheint eine Ergänzung zum Buch zu sein: Alle auf den Album befindlichen Songs sollen in den glorreichen Achtzigern aufgenommen worden sein. Allerdings soll es nicht von vornherein geplant gewesen sein, dass diese Aufnahmen veröffentlicht werden, vielmehr war es ein Spaß. Man hing im Studio rum und soll dann vorbeilaufende Musiker, wie Dave Navarro (ex. JANE’S ADDICTION), gefragt haben, ob sie nicht eben etwas zu dem Song spielen wollen. Andere Gastmusiker sind noch Rick Nielsen und Rob Zander von CHEAP TRICK, Gene Simmons (KISS), Chris Holmes (ex. W.A.S.P.), Jeff Scott Soto (ex. YNGWIE MALMSTEEN) und Billy Sheehan (MR. BIG).

Nach einem Intro, welches übrigens von Chris Holmes (ex. W.A.S.P.) eingesprochen wurde, startete das Album ziemlich gut mit ‚Where will I find my Heart tonight‘, einer Ballade im besten 80er-Stil. Doch die darauffolgenden Lieder ‚Killing Kind‘ und ‚War Of The Angels‘ plätschern voller Kitsch vor sich her. Da kommt gerade zur rechten Zeit ‚Black Leather Heart‘, der erste Rocksong in der Zeitkapsel. ‚Rotten To The Core‘ kann an die Coolness anknüpfen. Darauf folgen die beiden Instrumentals ‚Little Wing‘ und ‚On The Fast Track‘. Letzterer wirkt so, als ob einfach die Gesangsspur abhanden gekommen ist. Besser ist das folgende ‚King Of The Wild Wind‘, mit dem LITA FORD wieder eine gute Power-Ballade abliefert. Mit ‚Mr. Corruption‘ und ‚Anything For The Thrill‘ bietet „Time Capsule“ ein gelungenes Finale. Soviel zu den Songs. Zum Sound bleibt zu sagen, dass er sehr roh gehalten ist. Das sollte angesichts der Begleitumstände dieser Aufnahmen allerdings auch nicht weiter verwundern.

 

Nach dem Hören von „Time Capsule“ stellt man sich zwangsläufig die Frage, warum die Aufnahmen bis heute unter Verschluss waren. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass wir es hier mit einer glatten Zehn zu tun haben, sondern das einzelne Songs wie „Anything For The Thrill“ sich auch auf ihren früheren Alben gut gemacht hätten. Man hört den Songs an, dass sie ganz deutlich den Geist der Achtziger atmen. Und damit ist diese Veröffentlichung wertvoller, als so manch andere aus diesem Bereich.

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05.05.2016

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