Lion Twin - Nashville
Review
Hardrockalben haben meist denselben Fehler: Sie verbraten den größten Mosher am Anfang und füllen die restliche Spielzeit mit schwächeren Songs und Experimenten. LION TWINs Debütalbum „Nashville“ ist keine Ausnahme, hält dabei aber ein fantastisches Niveau. Und dass es nach einem Mega-Opener wie „Ready To Rock“ nicht mehr aufwärts gehen kann, sei auch verziehen. Mit kurzweiligen Spannungsbögen, gelungenen Soli und einer funktionierenden Mischung aus moshbaren Riffs und ausgefeilten Melodien ist „Nashville“ ein absolutes Highlight im ausklingenden Jahr.
Ich kann gar nicht genug betonen, wie bemerkenswert clever die Songs geschrieben sind. Songwriter und Gitarrist Jan Koemmet geht niemals den einfachen Weg, ein Lied um einen ohrwurmigen Refrain herum zu schreiben. Stattdessen sind Strophen und Refrains mühevoll arrangierte Themen, die sich gegenseitig in Szene setzen. Mittelteile geben den Songs mit überraschenden Akkordwechseln neue Informationen mit. Und nicht selten bekommt der letzte Refrain ein Gimmick, wie etwa eine angehobene Terz oder eine zusätzliche Solospur. Gerade in einem Genre, das in seiner Eingängigkeit nicht selten auch Monotonie transportiert, ist das Detailverliebtheit, die sich auszahlt.
Das öffnet „Nashville“ auch für Hörer anderer Genres. Nicht selten fühlt man sich an JIM STEINMAN oder neuere BLIND GUARDIAN erinnert. Folkloristische Elemente in „Far Away“, dramatische Orgeln in „Behold The Man“, Uptempo in „Tristan & Isolde“ und True Metal in „Notung“ tragen ebenfalls zu diesem Effekt bei. Man kann mir also auch widersprechen, dem Album den Stempel „Hard Rock“ aufzudrücken. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Pop-Metal“. Allerdings habe ich schon lange nicht mehr so viele Hard-Rock-Riffs auf einem Haufen gehört. Und überhaupt heißt das Album „Nashville“. Wenn man einfach nur Metal spielen will, tut man das nicht auf Nashville-Gitarren.
Ich hoffe also, genug Gründe genannt zu haben, sich das Debütalbum von LION TWIN anzuhören. Die Band hat noch Luft nach oben, wenn es darum geht, größere Geschichten, und mehr Songs im Stile des Openers zu schreiben. Aber davon abgesehen ist „Nachville“ ein ungemein ausgefeiltes Genre-Highlight. Wer schonmal gemosht hat, sollte sich überlegen, ob er es wieder tun will.
Lion Twin - Nashville
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Hard Rock, Heavy Metal |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 58:01 |
Release | |
Label | Soulfood Music |
Trackliste | 01. Ready To Rock 02. Day Of Anger (feat. Udo Dirkschneider) 03. When The Lights Go On 04. Tristan & Isolde 05. Eco Warrior 06. Far Away 07. Behold The Man 08. Occupy! 09. Notung 10. Wings Of Love |