Lion Shepherd - Hiraeth

Review

Man ist versucht, LION SHEPHERD mit ihrem Debüt „Hiraeth“ sofort mit RIVERSIDE respektive LUNATIC SOUL zu vergleichen, wird auf ihrer Facebook-Seite doch schließlich Warschau als deren Heimatstadt angegeben. Darüber hinaus heißt es auf ebendieser Seite, dass LION SHEPHERD „Psychedelic, Rock, Progressive“ spielen. Gut, da steht weiter „Orient, World Music“, doch dazu gleich mehr. Jedenfalls ist die Versuchung, den Namen Mariusz Duda fallen zu lassen, immens.

Aber – und hier kommen Orient und World Music ins Spiel – so einfach machen es LION SHEPHERD einem dann doch nicht. Denn tatsächlich spielen LION SHEPHERD zwar im weiteren Sinne durchaus progressiven Rock, der von Kamil Haidars markiger, rauer Stimme wunderbar besungen wird, in den werden aber immer wieder Einflüsse der orientalischen, seltener auch der fernöstlichen Volksmusik eingeflochten. Gerade ersteres liegt darin begründet, dass mit dem iranischen Multi-Instrumentalisten Jahiar Irani und der jemenitischen Sängerin Rasm Al Mashan zwei profilierte Musiker mit von der Partie sind, welche ihre folkloristischen Elemente glaubhaft in die Musik von „Hiraeth“ einzubringen wissen, sei es durch Hintergrundgesang, Percussion oder den Einsatz von Instrumenten wie Oud, Sitar und Santur. THE TEA PARTY lassen ganz herzlich grüßen.

Tatsächlich sind vor allem die 90er THE TEA PARTY zu „Edges Of Twilight“-Zeiten die wohl treffendste Referenz, wenn es darum geht, Namen fallen zu lassen. Stupides Adaptieren ist dennoch kein Thema für LION SHEPHERD, zumal man mit „Lights Out“ dann doch eine atmosphärische Brücke in Richtung LUNATIC SOUL schlägt, nur um diese dann mit dem folgenden „Brave New World“ wieder einzureißen. Wie hier Blues- und arabische Tonleiter miteinander verschmelzen, ist schon bemerkenswert und sollte man gehört haben. Bei „Smell Of War“ geht es dann richtig zur Sache, da lässt sich Sänger Kamil Haidar dann auch mal zu einem beherzten Kampfschrei verleiten, kommt die Musik richtig in Fahrt.

Tatsächlich sind gerade die etwas härteren Stellen von „Hiraeth“ der Schwachpunkt des Albums, denn sie ruinieren im schlimmsten Fall die intensive Stimmung, die sich die Löwenhirten so mühevoll aufbauen. Ist am Ende aber nicht ganz so schlimm, Luft nach oben haben LION SHEPHERD allemal, und dafür hebt sich „Hiraeth“ auch einfach zu sehr vom Flöten-und-Fidel-Folk-Einheitsbrei ab, als dass man hier nicht mal das ein oder andere Auge zudrücken könnte. LION SHEPHERD jedenfalls machen ihre Sache schon mal ziemlich ordentlich und sollten vor allem von all jenen, die die früheren THE TEA PARTY vermissen, im Auge respektive Ohr behalten werden.

15.02.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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