Lang, lang habe ich einen weiten Bogen um LINKIN PARK gemacht. Alles nach „Meteora“ hat mich gelinde gesagt kaum interessiert und jeder Versuch, mich einer meiner Einstiegsbands in die härtere Musik wieder anzunähern, scheiterte auf ganzer Länge. Mit der Ansage, wieder ein härteres Album zu machen, haben mich die einstigen NuMetal-Helden dann doch neugierig gemacht – klar, eine Spur Nostalgie schwingt da immer mit. Schließlich zählt „Hybrid Theory“ zu einer der meist gehörten Scheiben meiner Teenagerjahre und findet selbst jetzt von Zeit zu Zeit seinen Weg in die Anlage. Nun also „The Hunting Party“. Ohne große Erwartungen zu schüren, aber das sechste Studio Album der Amis ist eine Überraschung, sogar eine große!
Das Album macht Spaß und hält was die Ansagen im Vorfeld versprechen. Die E-Gitarren sind wieder präsenter, Chester Benington schreit häufiger als erwartet und auch die Beats sind alles in allem Härter. Natürlich verlassen LINKIN PARK nicht den Erfolgspfad und sind längst nicht so angenehm ungestüm und spontan wie in den Anfangstagen. Eingängigkeit steht immer noch im Fokus, das ist ebensowenig überraschend wie die Vielseitigkeit des Albums – trotz der einfachen Songstrukturen. So gibt es Mitsingmaterial en masse und mit dem punkingen „War“ sogar eine Nummer, die zum munteren Pogo einlädt.
Die kalte Dusche für Fans der seichten Seite der Jungs gibt es direkt zu Beginn. „Keys To The Kingdom“ pumpt beinahe durchgehend, glänzt mit einem starken Refrain und starker Shinoda-Rap-Einlage. In eine ähnliche Kerbe schlägt direkt im Anschluss „All For Nothing“, das im Gegensatz zum Opener aber schon verstärkt auf Radiotauglichkeit setzt – deshalb aber längst nicht weniger unterhaltsam ist. Damit geht’s dann auch stark weiter. Ein paar Schwächen in puncto Rap-Einlagen ausgeklammert, ist weit bis übers Mittelfeld hinaus, gute Alternative-/Nu-Rock-/Metal-Kost geboten.
Inklusive der richtig großen Momente, in denen man meint, das Publikum schon mitgröhlen zu hören („Rebellion“ wirkt dafür wie geschaffen). Gegen Ende geht aber „The Huning Party“ die Luft aus. „Drawbar“ wirkt ebenso wie „The Summoning“ (weiter vorne in der Tracklist) als Instrumental-Zeitverschwendung und in „Final Masquerade“ möchte man vor lauter Schmacht-Potenzial gleich wieder „Hybrid Theory“ rauskramen. Mit „A Line In The Sand“ gibt’s noch den löblichen Versuch eines versöhnlichen Endes (inklusive Schrauberei am Härtegrad), aber der Funke der guten halbem Stunde davor will nicht noch mal auflodern.
So bleibt „The Hunting Party“ ein Album, dass sicherlich für den kommerziellen Erfolg geschrieben ist, LINKIN PARK aber dennoch wieder einmal ehrlich zeigt. Vorhersehbarkeit scheint den Amis schlicht nicht zu liegen, und bei aller Eingängigkeit und dem Versuch, große Rock-Hymnen hervorzubringen, hat das Album vor allem eine große Stärke – es macht Spaß! Und darum geht es bei Musik schließlich manchmal auch …
Amen. Mir gefällt zwar „Final Masquerade“ und „Until it’s gone“ ist für mich eher der schmachtende Tiefpunkt, aber dem Fazit kann ich nur zustimmen: Es macht einfach Spaß. Scheißegal, ob das technisch sehr simpel ist und andere das besser könnten. Gute Musik muss nicht der Über-Shit-of Doom sein. Im Songwriting ist das hier mit Sicherheit eine Verbesserung.