Linkin Park - Meteora

Review

Wenn das Debütalbum einer Band direkt durch die Decke geht, gestaltet sich die Arbeit am Nachfolger umso schwieriger. Was beim ersten Anlauf noch eine Überraschung war, wird nun zur Erwartung. Schließlich wollen Plattenfirmen und Management keinen Rückschritt bei den Verkaufszahlen sehen. Diesem Druck stellen sich LINKIN PARK 2003 mit „Meteora“.

Der lange Weg zu „Meteora“

Dem Album voraus geht die Remix-Platte „Reanimation“, bei der Rapper und Multiinstrumentalist Mike Shinoda die Rolle des Produzenten übernimmt. Das führt dazu, dass LINKIN PARK ihr zweites vollwertiges Studioalbum gemeinsam mit Don Gilmore produzieren, der diesen Posten bei „Hybrid Theory“ noch alleine innehatte.

Das Songwriting für die neue Platte beginnt die Band auf Tour. Ganze 80 rohe Demos entstehen, während LINKIN PARK, angefeuert durch den Erfolg ihres Debüts, den gesamten Erdball bereisen. Anschließend setzen sie die Vorproduktion in Mike Shinodas hauseigenem Studio fort. Für die finalen Aufnahmen begeben sich die Nu-Metaller in die NRG Studios, in denen auch schon „Hybrid Theory“ entstand.

Aus diesem aufwendigen Prozess entsteht eine Platte, auf der LINKIN PARK alle Facetten ihres Sounds weiter ausbauen. Auf ihrem Debüt verbanden sie Einflüsse aus Metal, Rap, Pop und elektronischer Musik zu einem großen Ganzen. Auf „Meteora“ loten sie die Extreme dieser Einflüsse komplett aus.

LINKIN PARK optimieren sich selbst

Das heißt konkret: Die harten Songs sind noch härter, die poppigen noch poppiger. Mit dem cool groovenden „Nobody’s Listening“ hat das Sextett diesmal einen astreinen HipHop-Song parat. „Breaking The Habit“ hingegen verbindet Electro-Beats mit Streichern und verzichtet vollkommen auf Rap-Parts.

Ursprünglich war der Song aus Shinodas Feder sogar als reines Instrumentalstück gedacht. Erst auf den letzten Metern der Produktion überzeugten ihn seine Bandkollegen, das zu ändern. Angesichts Chester Benningtons Gänsehaut erzeugender Performance in dem Track die absolut richtige Entscheidung.

Ihre Metal-Seite betonen LINKIN PARK bei „Lying From You“, das durch eine düstere Atmosphäre geprägt ist. Der Wechselgesang zwischen Bennington und Shinoda sorgt besonders im Refrain für einige große Momente. „Hit The Floor“ wiederum brettert mit Stakkato-Riffs nach vorne. Den Einsatz des eigentlichen Refrains zögert die Band dabei so lange wie möglich hinaus, wodurch er im erlösenden Moment umso eindringlicher wirkt.

Darf es auch etwas poppiger sein?

Ein wahres Popmeisterwerk stellt das melancholische „Easier To Run“ dar. Mit nur einem simplen Riff erschaffen LINKIN PARK hier eine unglaubliche Dramatik, die einem Tränen in die Augen treibt. Anschließend lässt „Faint“ alle Trauer in purer Aggression aufgehen. Der Song avanciert dank seines Mitgröl-Chorus schnell zum Fanliebling – und ist es bis heute.

Getoppt wird dieser Hitfaktor wohl nur noch von „Numb“. Die dritte Singleauskopplung aus „Meteora“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie „In The End“ auf „Hybrid Theory“, verkommt aber nicht zur bloßen Kopie.

Im Songtext geht es um den Druck, den andere auf das lyrische Ich ausüben sowie den Wunsch nach der Emanzipation des eigenen Selbst. Damit können sich Legionen von Teenies weltweit identifizieren. Folgerichtig avanciert „Numb“ zum Soundtrack einer ganzen Generation.

LINKIN PARK liefern ausschließlich Hits

Mit „From The Inside“ und „Somewhere I Belong“ gelangen noch zwei weitere Songs der Platte dank Ohrwurmpotential und aufwendigen Musikvideos in die Heavy Rotation auf MTV. Doch genauso gut hätten die oft übersehen Albumtracks „Figure.09“ oder „Don’t Stay“ als Singles herhalten können. Denn Ausfälle gibt es auf „Meteora“ schlicht nicht.

2003 perfektionieren LINKIN PARK ihre Version des Nu Metal. Der Band gelingt der zweite Multimillionenseller in Folge, was sie endgültig zur Spitze einer neuen Generation von Gitarrenbands macht.

25.03.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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