Linkin Park - Hybrid Theory

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 32 Bildern: Linkin Park - One More Light Tour 2017 in Berlin

Als LINKIN PARK Anfang der 2000er auf der internationalen Bildfläche erscheinen, erreicht der Nu-Metal-Hype seinen Höhepunkt. DEFTONES veröffentlichen ihr revolutionäres „White Pony“. LIMP BIZKIT erreichen mit „Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water“ ihren kommerziellen Höhepunkt. Und KORN haben ein Jahr zuvor erst ihren vierten Multimillionenseller „Issues“ veröffentlicht.

LINKIN PARK starten unter schwierigen Bedingungen

Für Newcomer wird es zunehmend schwieriger, sich neben diesen etablierten Acts eine eigene Ecke aufzubauen. Einige Kritiker unterstellen LINKIN PARK nicht nur mangelnde Glaubwürdigkeit, sondern attestieren ihnen zudem musikalisches Mittelmaß.

Trotz dieser schlechten Vorzeichen entwickelt sich ihr Debütalbum „Hybrid Theoy“ zu einem gigantischen Erfolg. Die Band zieht auf der Überholspur an der gesamten Szene vorbei.

Die erste Single „One Step Closer“ bringt auf den Punkt, was LINKIN PARK anno 2000 ausmacht. Harte Metal-Riffs treffen auf elektronische Samples, Rap und eine gnadenlose Mainstream-Tauglichkeit. Das Quintett destilliert das Beste aus Metal, Hip Hop und Pop und fügt es mit beeindruckender Leichtigkeit zu einem großen Ganzen zusammen.

„Hybrid Theory“ vereint viele Einflüsse

Die Poppigkeit bringt vor allem Frontmann Chester Bennington mit sich. Als Kind waren DEPECHE MODE seine großen Idole. Deren Hang zur Melancholie bringt er mit zu LINKIN PARK. Schnell entwickelt sich der charismatische Sänger zum Gesicht der Band. Sein zwischen Zerbrechlichkeit und purer Aggression wechselnder Gesang erreicht die Herzen von Millionen Fans weltweit.

Das liegt auch an seinen persönlichen Lyrics. In den Songs von „Hybrid Theory“ legt Bennington seine psychischen Probleme schonungslos offen. „Crawling“, „One Step Closer“ oder „Papercut“ sind seine Art, sexuellen Missbrauch, das Gefühl ständiger Paranoia und Depressionen zu verarbeiten.

Gesangliche Unterstützung bekommt Bennington in fast allen Songs von Co-Frontmann Mike Shinoda. Der rappt auf „Hybrid Theory“ als ginge es um sein Leben. Die oft parallel zueinander laufenden Gesangsparts der beiden stellen stets Höhepunkte auf der Platte da. Das Finale des Openers „Papercut“ dient hierfür als Paradebeispiel.

Absolute Detailverliebtheit

Doch nicht nur gesanglich geben sich LINKIN PARK verspielt. Auch musikalisch füllt die Band jeden Song auf „Hybrid Theory“ mit kleinen Details, die erst bei mehrmaligem Anhören auffallen. Insbesondere DJ Joes Hans Sample-Spielereien drängen sich nie zu sehr in den Vordergrund, sondern unterstützen die Atmosphäre der Songs. Einzige Ausnahme ist das Instrumental „Cure For The Itch“. In dem darf sich Han ein Mal richtig austoben.

Mit ihrer Interpretation des Nu Metal durchbrechen LINKIN PARK alle Grenzen. Die Band vereint eine riesige Fangemeinde um sich. Und die macht „Hybrid Theory“ zum bestverkauften Rock-Album des 21. Jahrhunderts. Mit einem unfassbar reifen Debüt, das ausschließlich aus Hits besteht, strafen LINKIN PARK alle Kritiker Lügen.

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24.10.2019

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2 Kommentare zu Linkin Park - Hybrid Theory

  1. Norskvarg sagt:

    damals wie heute, finde ich überhaupt keinen zugang zu dieser musik. ich weigere mich auch diesen crossover aus verschiedenen musikstilen als metal/rock zu sehen. spätestens wenn mike anfängt zu rappen, bin ich aus jeder nummer raus. im großen und ganzen finde ich dies hier echt gruselig.

  2. Patrick sagt:

    Für mich wohl das Beste, weil ausgereifteste Nu-Metal-Album aller Zeiten. Ich kann leider den Nostalgiefaktor nicht ausblenden, jedoch wäre dieses Album 2019 erschienen, würde es wahrscheinlich unter meinem musikalischen Radar fliegen. Zur Wahrheit gehört sicherlich auch, dass dieses Album zur Blütezeit des Musikfernsehens erschienen ist und durch das Dauerairplay eine wahnsinnige Reichweite hatte. Mein 15-jähriges und Viva II-schauendes Ich feiert es noch immer ab.

    10/10