Lindemann - Skills In Pills

Review

Galerie mit 23 Bildern: Lindemann - Tour 2020 in Offenbach am Main

Für viele Leute war es eine der überraschendsten Neuigkeiten der vergangenen Monate: Peter Tägtgren und Till Lindemann – zwei Ikonen ihrer jeweiligen Metal-Sparten – gründen ein gemeinsamen Projekt unter dem Namen LINDEMANN. Zwei talentierte Musiker, welche mit den Bands, in welchen sie groß geworden sind, das eine oder andere Meisterwerk geschaffen haben. Das hörte sich nach dem Fundament für eine großartige Paarung an. Die erste Ernüchterung folgte vor Kurzem mit der Veröffentlichung von „Praise Abort“. Die meisten Hörer zeigten sich aufgrund der hohen Erwartungen, welche sie an „Skills In Pills“ gesteckt hatten, wahrlich enttäuscht von dem Song. Besonders die textlichen Ergüsse von Till Lindemann stießen auf Missmut und es blieb nur zu hoffen, dass „Skills In Pills“ im Gesamtpaket eine bessere Show abliefert. Doch wie gut sind LINDEMANN wirklich? Ich kann die Enttäuschten beruhigen: So schlecht, wie alle nach der Veröffentlichung von „Praise Abort“ gedacht hatten, ist „Skills In Pills“ keinesfalls. Ein Überflieger ist die Platte allerdings auch nicht. Im Folgenden werde ich euch die einzelnen Songs vorstellen, damit ihr euch ein Bild von den Stärken und Schwächen der Platte machen könnt.

„Skills In Pills“: Anfangs wartet „Skills In Pills“ mit Industrial-Klängen auf, um kurz darauf mit einem kraftvollen, RAMMSTEIN-artigen Riff loszupreschen. Folgend gibt es geflüsterten, effektuntermauerten Gesang Till Lindemanns zu hören, welcher mich an „Benzin“ von RAMMSTEIN erinnert. Der Refrain macht den Song zu einer gelungenen Industrial-Nummer, welche mit an PAIN erinnerndem Riffing gefällt. Was wirklich sauer aufstößt, sind die Texte. Alter Finne, „I keep fucking all night long, orange is for…i don’t know.“ Muss ich noch mehr sagen? („Orange“ bezieht sich dabei auf eine der unzähligen Pillen, welche sich Lindemann während des Songs reinzieht. Dieser handelt nämlich vom Konsum diverser Mittelchen und ihrer Wirkungen auf das Sexualverhalten des Konsumenten.)

„Ladyboy“: Der zweite Titel ist ein solider Industrial-Song, hebt sich aber zu wenig vom Vorgänger ab, um den Hörer zu überraschen. Der Refrain geht auch hier gut ins Ohr – solange man den Texten keine gesonderte Beachtung schenkt. Im letzten Drittel des Songs wissen dezent eingesetzte Synthis zu gefallen und der Refrain rundet den Track passend ab.

„Fat“: „Fat“ beginnt mit Orgelklängen und einer episch anmutenden Kombination von schweren Gitarren und Synthis. „Your dirty swet, my sweetest potion, your armpits swampy, little oceans. Your flappy butthole, a soggy cave, i put in my parts and let them bathe.“ Das war dann der Moment, an dem ich „Fat“ nicht mehr ernst nehmen konnte. Instrumental ist der Song zwar solide, doch die Texte sorgen für so viel Muskelkater in der Gesichtspartie, dass man den Instrumenten ob des eigenen Lachens wahrscheinlich eh nicht mehr zuhört.

„Fish On“: Der vierte Titel von „Skills In Pills“ überzeugt Anfangs mit ausgefallenen und verspielten Industrial-Sounds und einer wuchtigen Saitenfraktion. „So i go fishing, by shiny night.“ *hüstel* Naja, wir wollen den Song nicht schlechter machen, als er ist. Denn „Fish On“ ist der bisher überzeugendste Song von „Skills In Pills“. Viel Power und insbesondere die tollen Synthis wissen zu begeistern und auch Lindemann macht im Refrain eine gute Figur.

„Children Of The Sun“: Solides Gitarrenriffing leitet den fünften Titel „Children Of The Sun“ ein. Leider rangiert der Titel in seinen fast vier Minuten durchgehend im Mittelfeld. Schlecht ist dieser nicht, doch Überraschungen oder besondere Momente sucht man vergebens.

„Home Sweet Home“: Akustische Gitarrenklänge dominieren den Anfang von „Home Sweet Home“ und Till Lindemann legt im Anschluss eine überzeugende Gesangsleistung an den Tag. Verzerrte Gitarren lassen den Titel kurz darauf zu einer verträumten Powerballade nach RAMMSTEIN-Art werden. „Home Sweet Home“ ist einer der gelungensten Songs von „Skills In Pills“, denn hier können LINDEMANN durchgehend überzeugen.

„Cowboy“: Genau wie „Fish On“ weiß „Cowboy“ mit überzeugenden und vertrackten Synthis zu gefallen, welche dem einen oder anderen Hörer jedoch zu elektronisch klingen dürften. Der Refrain erweist sich als kleiner, gemeiner Ohrwurm und wird live sicher für viele mitgröhlende Fans sorgen.

„Golden Shower“: Okay, Schluss mit lustig. „Golden Shower“ ist mit seinem punktgenauen und treibenden Gitarrenspiel zwar nett anzuhören, doch was Lindemann hier schon wieder textlich bereithält, ist an Peinlichkeit kaum zu übertreffen. Dennoch kann man insbesondere dem Refrain einen gewissen Charme nicht absprechen. Golden Showeeerrrrrrr.

„Yukun“: „Yukun“ ist ein unspektakulärer Lückenfüller, welchen man sich zwar nebenbei anhören kann, aber mehr auch nicht. Der Refrain macht Spaß und in instrumentaler Hinsicht gefällt „Yukun“, es fehlt allerdings das gewisse Etwas.

„Praise Abort“: Ganz ehrlich? Ich finde „Praise Abort“ mittlerweile richtig gut. Nachdem ich mir den Song unzählige Male angehört habe, kann er mich mit seinem Elektro-Charakter begeistern und auch Till Lindemann kommt mit seinem trashigen Vortrag darüber, wie sehr er sein Leben hasst und dass Sex ohne Pariser besser ist, richtig sympathisch rüber.

„That’s My Heart“: Der Rausschmeißer fungiert als Bonustrack und hält sich mit balladesker Charakteristik und melancholischer Stimmung eher ruhig, was für einen stimmigen Abschluss des Albums sorgt.

Fazit: Was soll man sagen? LINDEMANN haben viele ihrer ungeduldig wartenden Fans bereits mit „Praise Abort“ bitter enttäuscht und die hohen Erwartungen, welche die Musikliebhaber an dieses Projekt gestellt haben, können LINDEMANN nicht erfüllen. Dennoch ist „Skills In Pills“ keinesfalls so schlecht, wie viele Leute prophezeit haben. Einige Songs wie „Fish On“ und „Cowboy“ sind richtig gut und auch ein Großteil der anderen Nummern ist solide. Leider gibt es auch Totalausfälle wie „Fat“ und „Golden Shower“ zu verzeichnen. Im Gesamtpaket lassen LINDEMANN viel Luft nach oben und man kann gespannt sein, wie sich dieses Projekt, sollte es denn fortgesetzt werden, in Zukunft entwickeln wird.

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18.06.2015

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17 Kommentare zu Lindemann - Skills In Pills

  1. Der Kritiker sagt:

    „Fans bereits mit „Praise Abort“ bitter enttäuscht“ … „hohen Erwartungen können LINDEMANN nicht erfüllen“ … hä, bitte was? Und dann noch 6/10? Das passt nicht oder? Eine 6 ist doch schon übers Mittelmaß hinaus gut. Unter „bitter enttäuscht“ verstehe ich etwas anderes. Mal ganz abgesehen davon, ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ein Projekt, bei dem Peter (schreibt seit Jahren dieselben langweiligen, ausgelutschten Riffs) und Till (hochtrabende lyrische Kost wie eh und jeh) zusammenarbeiten, auch nur im Ansatz in die Tiefe geht? Also, ich habe genau das erwartet, was dabei rausgekommen ist. Stumpfsinniger 08/15-Kram ohne Hirn und ohne jeglichen musikalischen Anspruch. Für Leute, die auf genau sowas stehen ist das Album sicher mindestens eine 9. In diesem Sinne haben LINDEMANN doch alles richtig gemacht. Till wird nie richtig englisch sprechen können und Peter wird in diesem Leben keine guten Songs mehr schreiben. Also alles wie erwartet, oder nicht?

  2. hrhr sagt:

    hat mit metal ebenso wenig wie rammstein zu tun. ist nur noch eine spur peinlicher, durch das schlechte english von mister lindemann. für menschen ohne großen musikalisch anspruch, wohl genau das richtige. immerhin im metal hammer platte des monats, dies spricht ja schon für 100%ige anspruchslosigkeit. nein danke, in einem metal magazin möchte ich so etwas schon gar nicht bewertet haben und hören will ich diesen mist noch weniger.

  3. Doktor von Pain sagt:

    Ich kann mit der Musik auch nicht so viel anfangen, aber der Kommentar über mir zeigt mal wieder die Verbohrtheit des konservativen deutschen Durchschnitts-Metallers. Es ist eine Sache, die Musik nicht zu mögen, aber zu behaupten, sie habe gar nichts mit „seiner“ Musikrichtung zu tun und solle gefälligst auch nicht in entsprechenden Magazinen auftauchen, ist schon tendenziell eher albern.

  4. hrhr sagt:

    ach doktorchen, weißt du was wirklich albern ist ? menschen die jeden morgen vor dem spiegel stehen und toleranz kotzen. es ist aber so, das nicht jede band, die mal ein riff in ihren songs verwurstel, gleich in die schublade metal/rock gesteckt werden sollte. es steht ja auch eindeutig oben … industrial/elektro … von einem magazin das metal im titel führt, erwarte ich metal berichte/reviews … nicht mehr und nicht weniger … ich mag auch gern lana del rey, die wäre hier aber ebenso deplaziert wie dieses schwarze technogezappel von mister lindemann. mal davon abgesehen, das es mit wenig so viel am hut hat wie meine oma, es ist einfach nur schlecht …0815 musik mit schlechten texten und noch schlechterem sänger …

  5. Doktor von Pain sagt:

    Auf Metal.de werden seit jeher alle möglichen Alben rezensiert: Rock, EBM, Mittelalter-Gedöns… Das ist doch auch in Ordnung, so lange es nicht zu abwegig wird. Und gibt es eine Musikzeitschrift, die wirklich ausschließlich Metal als Themenbereich hat? Kleine Fanzines jetzt mal ausgenommen. Auch dort findet man Rockbands und so weiter. Da sollte man nicht so pingelig sein. Wie gesagt: Auch ich finde die Lindemann-Platte aus musikalischer Sicht langweilig, und die Texte sind echt mies (bei Rammstein vermag Lindemann zumindest, Metaphern und Witz einzubauen, aber im Englischen klappt das nicht, da er die Sprache dafür ganz offensichtlich nicht gut genug beherrscht). Aber das Album hat auf dieser Seite durchaus seine Daseinsberechtigung.

  6. Tetsuo sagt:

    Na ja, von Mr. Golden Shower, Tschuldigung… Mr. Rammstein und Mr. Nuclear Blast habe ich jetzt auch nichts anderes erwartet, als niveaulosen Mist und langewelige Kommerzscheisse. Alles keine Überraschung, der Mob kriegt was er verdient!

  7. medi sagt:

    @hrhr
    Rammstein und kein Metal?! Wie alt bist du? Fear Factory und Rammstein haben mir Industrial METAL (!) Mitte der 90er so richtig schmackhaft gemacht! Wenn du von dem Genre keinen Plan hast dann sei einfach ruhig und lass deine Gedankenpfürze für dich… Weiterhin steht oben auch Industrial-Metal… Augen auf! Ich kann mich mit dem Album musikalisch auf jeden Fall anfreunden. Nichts neuartiges, sondern eher 90er Soundgewand, teilweise an alte Rammstein Zeiten erinnernd… Fast alle Songs haben Ohrwurmcharakter, was natürlich auch durch die Einfachheit der Struktur entsteht. Die Refrains haben oft epische Ausmaße wozu auch Lindemanns Gesang seinen erheblichen Teil dazu beiträgt. Vielleicht sind manche Songs schon etwas zu überladen.

  8. medi sagt:

    Und ist man generell anspruchslos nur weil man auch leicht zu verdauende Musik hört und gut findet?
    Die Texte sind auch nicht wirklich mein Fall, aber mir relativ egal. Übersetzt ihr jede Kapelle die ihr hört? Wieviel scheiß wird denn da getextet?? Also Ball flach halten… Hauptsache ihr seid alle gegen den Kommerz… Ihr seid eben so verdammt true und heavy.

  9. LastSatai sagt:

    Oh Till, warum nur…? Hoffentlich ist dies nur LINDEMANN’s Niveau, sonst sehe ich schwarz für Rammstein ;_;

  10. hrhr sagt:

    @medi wenn dir meine meinung nicht gefällt, ist das dein problem. geh mal in dich und denk drüber nach. industrial metal, nu metal, metal core … alles mist den es in der metalwelt nicht braucht, und dieser lindemann käse ist noch schlecht dazu. 0 punkte für diesen trash metal

  11. Doktor von Pain sagt:

    @hrhr: Du schließt da von dir auf alle. Das ist vielleicht Mist, den DU nicht brauchst. Wenn das NIEMAND in der Metal-Welt bräuchte, würde es gar nicht erst existieren.

  12. medi sagt:

    Deine Meinung gut und schön… aber sie ist schlichtweg Schwachsinn und engstirnig!
    Wieso gibts denn die ganzen Metal-Stile wenn sie die „Metalwelt“ nicht braucht?
    Der Begriff Metal ist eben verdammt weitläufig.
    Bleib doch in deiner True/Heavy Welt und such dir ein Metalzine das sich nur mit dem Bereich beschäftigt. Dort könnt ihr euch doch gegenseitig dran aufgeilen wie schlecht der Rest der (eigentlich nicht existierenden) Metalwelt doch ist.
    Geh mal in dich rein und denk drüber nach!

  13. Niclas sagt:

    Gut gut ich gebe zu ich bin weder großer NDH noch Industrial Fan aber ab und zu höre ich gerne schon mal ein paar Rammstein Songs, BESONDERS weil ich an der Lyrik interessiert bin, das Songwriting bei eben genannten finde ich einfach großartig…
    Aber was wird denn hier abgeliefert ? Okay technisch alles gut und fein, aber die lyrics ? Da zeigt sich mir das das durchaus allseits hohe Niveau von Till auch mal sinken kann… Tschuldigung aber das Album kann ich nicht wirklich ernst nehmen, die Texte sind größtenteils bestensfalls lächerlich …
    Drei Punkte gebe ich noch fürs Instrumentale, für mich die halbe Miete, Lyrics die andere Hälfte grandios verkackt.

    3/10
  14. Manni sagt:

    An medi: kann es sein, dass du nur zum Stressmachen schreibst? Ich habe dein Treiben nun tagelang wortlos verfolgt (auch zu anderen Reviews) und stelle fest, dass du gerne mal andere belehrst und sie im selben Atemzug noch obendrein beleidigst. Meinst, dass das der richtige Weg ist und dadurch deine Meinung noch gewichtiger wird? Ich glaube nicht! Ich habe hier noch nie geschrieben, doch jetzt musste ich mal ein paar Worte ablassen. Diese deine Art ist Asozial und einfach nur zum… Wir im Metal sind alle eine Gemeinschaft und es dreht sich grundsätzlich immer wieder um den eigenen Geschmack. Dabei muss man auch mal aushalten können, dass andere eben nicht denselben Geschmack haben. Metal hat so viele Facetten und alle haben ihre Berechtigung, genau wie im Rock oder Pop. Metal ist Freisinn und nicht Ignoranz, Verbohrtheit und Besserwisserei. Also sei lieb und lass die anderen die anderen sein. Prost! Manni.

  15. medi sagt:

    Lieber Manni, jetzt sag mir doch bitte in welchen Reviews ich noch was geschrieben habe? Meinste den Disturbed Artikel?
    Dann musst Du aber auch einsehen das die Kommentare auf die ich eingehe wie unnötiger Shitstorm klingen… Das hat einfach nichts mehr mit Geschmack ausdrücken zu tun oder ist zumindest grenzwertig.
    Hier wird einfach auf Bands/Genre mit Beleidigungen und Vorwürfen drauf gehauen und somit auch indirekt auf die Fans (ich selbst bezeichne mich an der Stelle nicht als Fan, das wäre zu extrem).

    Soviel zu deiner Metal-Gemeinschaft 😀 Glaubst du wirklich dran?
    Deswegen auch meine „Belehrungen“. Mir geht diese Scheiß rummotzerei auf unterstem Niveau nämlich tierisch auf den Sack! …

  16. medi sagt:

    …Reicht es nicht einfach zu sagen:Gefällt mir nicht weil, scheiß Texte, scheiß Gesang usw…?
    Nein, es muss ein Rundumschlag gegen sämtliche, angeblich nicht Metal würdige Genres/Bands gemacht werden. Ich lese da eine herablassende Art heraus die mir einfach auf den Sack geht.
    Und Metal.de ist voll davon.
    Vielleicht haste auch gemerkt das deine zwei letzten Sätze im Grunde genau das sind was ich hier ausdrücken will!
    Danke für deine Belehrung…

  17. Greg sagt:

    Himmel, musst du Druck haben…