Die einen gibt es nicht mehr, die anderen wieder und die dritten immer noch: so unterschiedlich die Werdegänge von DISMEMBER, EVOCATION und DEMONICAL sind und waren, so drückten alle drei Formationen schwedischem Death Metal ihren eigenen Stempel auf, die einen mehr, die anderen weniger, und werden in Genre-Fachsimpeleien zu Recht in hoher Frequenz genannt. Was das mit LIK zu tun hat? Deren Todesblei-Spielart ist nicht nur recht exakt zwischen diesen drei Polen verortet, sondern positioniert das Debut „Mass Funeral Evocation“ unter den bemerkenswerteren Death-Metal-Releases in diesem Jahr.
LIK, übrigens weder verwandt noch verschwägert mit den Folk-Blackies aus Norrland selben Namens, tauchen auf der Genre-Landkarte fast so unvermittelt auf wie DISMEMBER selbige Anno 2011 mit ihrer plötzlich und wortkarg verkündeten Auflösung verlassen haben. Stichhaltigere Parallelen zwischen David und Goliath bieten Stockholm als Herkunft sowie die offenkundige Liebe zu Doppel-Lead-Melodien frei nach IRON MAIDEN: was DISMEMBER ihr „Nenia“ oder „Under A Bloodred Sky“ ist, das ist für LIK „Le Morte Homme“; der vorab veröffentlichte Songs wartet mit einem episch-melodischen Mittelteil zum niederknien auf und presst auch sonst kompositorisch übelst stark auf der Heftigkeitsskala die letzten Falten aus dem Gesicht. Wenn „Mass Funeral Evocation“ einen Hit hat, dann diesen.
An diese Glanzleistung können LIK in den verbleibenden neun Songs zwar nicht mehr anknüpfen, ein dramatischer Abfall hört sich jedoch anders an. Tempo- und Drum-Pattern-Variabilität wie im späten „Necromancer“ ist nicht ihr Ding, LIK beschränken sich auf die gelegentlich angezogene Handbremse vor dem Tritt aufs Gaspedal im hackenden Viervierteltakt. Dafür handeln die insgesamt 35 Minuten wie aus dem Lehrbuch das Einmaleins der „Death Metal Darkness“ ab, DEMONICAL wären stolz auf so viel Uffta-Uffta im Up-Tempo. Gewiss vorhandene Querschläger zu anderen stilbildenden Kapellen zu sezieren, hieße, Eulen nach Athen zu tragen, schließlich wildern LIK in der eigenen Nachbarschaft. Death-Metal-Lunatics mit schwerem Hang zu Melodien können sich „Mass Funeral Evocation“ unangetestet ins Regal stellen.
Sehr starkes Album. Nicht perfekt, aber sehr eingängig. Macht auf jeden Fall Spaß.