Lifelover - Sjukdom

Review

“Sjukdom” bedeutet Krankheit. Und nichts anderes ist das neue und vierte Album der schwedischen Meister des extremen Metals, LIFELOVER. Eine Krankheit, ein Virus, das sich durch die Gehörgänge in den Geist des Hörers frisst, sich einnistet, ihn infiziert und betäubt und versucht, ihn in den Wahnsinn zu treiben, in tiefe Depressionen zu stürzen, ihm die äußersten Abgründe und die Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins aufzuzeigen und ihm misanthropische, suizidale Gedanken einzupflanzen.
Schon immer verstanden es die Schweden, pechschwarze Emotionen in depressive Klänge zu bannen, doch noch nie klangen LIFELOVER so verstörend, so geisteskrank, so abgrundtief hässlich und zugleich bittersüß bezaubernd wie auf “Sjukdom”. Zermürbend gleichförmige, aber genau deshalb so beängstigende und wirkungsvolle Riffgewitter brechen über dem Hörer ein und walzen ihn ein ums andere Mal nieder, während die irrsinnigen, befremdlichen, geradezu besessenen Schreie und gesprochenen Passagen von ( ) und B unentwegt auf ihn einprasseln und ihn zu durchdringen und zu verängstigen versuchen. Melancholische Piano-Melodien stürzen den Hörer immer wieder in tiefste Trauer und Wehmütigkeit, nur um ihn kurz darauf in einem kurzen lichten Moment wieder Hoffnung schöpfen zu lassen. Ruhige Depressive/Post Rock-Zwischenparts lassen den von der Krankheit Befallenen augenscheinlich aufatmen, rauben ihm jedoch hinterlistig, unterschwellig an ihm zehrend auch den letzten Rest Verstand.

Nach einer knappen Stunde schließlich erlöst “Sjukdom” den Hörer, entlässt ihn aus dem Wahnsinn und gibt ihm Gelegenheit, sich von der Tortur zu erholen. Nicht jedoch, ohne ein bleibendes Gefühl von Leere und Einsamkeit zu hinterlassen. Für Fans von LIFELOVER ein Pflichtkauf, Interessierte sollten sich jedoch darauf gefasst machen, sich diesem Bastard von einem Album nur sehr langsam annähern zu können.
Einziger Kritikpunkt: Auch wenn es den Schweden fast immer gelingt, einzelne Riffs und Passagen ins schier unermessliche zu dehnen, um die Spannung zu steigern, so reißen diese doch ab uns an beim Dehnen ein wenig ein, wirken zu krampfhaft in die Länge gezogen, worunter die ansonsten so dichte, fast greifbare Atmosphäre zeitweise leidet.

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04.02.2011

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3 Kommentare zu Lifelover - Sjukdom

  1. basilisk sagt:

    Also ich habe von Lifelover keine Ahnung. Kenne kein Album. Aber jetzt ist es doch passiert. Quasi aus Langeweile habe ich mal in dieses neue Werk gehört und bin vor Lachen fast vom Stuhl gefallen. Ernsthaft: Das könnt ihr alle doch nicht ernst meinen?!? Oder etwa doch?

    Depression kriege beim hören tatsächlich und zwar im Angesicht eines absolut seelenlosen Sounds und völlig uninspirierter Songstrukturen. Und an die Lifelover-verliebte Rezensentin: Ich kann Floskeln wie "das sich durch die Gehörgänge in den Geist des Hörers frisst" nicht mehr hören. Denk dir doch mal was eigenes aus. Sei kreativer als Lifelover.

  2. stahlschrulle sagt:

    Da hat sich aber jemand auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Kann mich meinem Vorredner nur anschließen: absolut enttäuschend, da langweilig und inspiriert. Schon grenzwertig peinlich nach dem gelungenen ‚Konkurs‘. Gähn! Die Rezension liest sich auch eher wie ein mittelprächtiger Promo-Zettel, aber nicht nach einer differenzierten Betrachtung. Die Kritik am Ende wirkt wie rangeklatscht.

  3. David sagt:

    Ich kann meinen Vorpostern in keiner Hinsicht recht geben. Für mich ist „Sjukdom“ ein wahres Meisterwerk geworden. Es ist im gegensatz zu dem Vorgänger „Konkurs“ nicht so abwechslungsreich dafür aber um einiges härter, ekliger und kränker, wie der Titel ja schon vermuten ließ. Ich bezweifel leider das sich hier einer der beiden anderen ernsthaft mit der Band ausseinander gesetzt hat das es keine Vergleichbare Gruppe gibt die auch nur ähnlich ist wie Lifelover. Das Review ist meiner Ansicht nach auch sehr gelungen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Original