Letztes Jahr erschien mit „Erotik“ das zweite Album von LIFELOVER und zerschlug jeden Gedanken an eine Eintagsfliege. Gut ein Jahr später folgt mit „Konkurs“ der dritte Streich der Schweden. Die Erwartungshaltung an das Album könnte kaum größer sein, aber um es vorwegzunehmen: man wird nicht enttäuscht.
Unbeirrt folgt das Sextett ihrem Kurs, Verzweiflung, Einsamkeit und die Trostlosigkeit des Alltagslebens in einer Großstadt, in ein musikalisches Konzept unterzubringen. Nein, hier bekommt man nicht die nächste Depressive-Black-Metal-Scheibe aus dem Massenpresswerk, sondern ein unglaublich emotionales, eigenständiges und mitreißendes Album, das den Hörer beinahe erschlägt.
Nicht brutal im herkömmlichen Sinne, dafür von jenen alltäglichen Dingen geprägt, die einen Tag ein Tag aus umgeben, welche Viele einfach ignorieren, die aber dennoch vorhanden sind. Die Einsamkeit in dem Gewirr von Massen von Menschen, die absolute Verzweiflung, diesen ganzen nichts sagenden Gesichtern entgegenzublicken und ein Gefühl der Leere; all das schaffen LIFELOVER beeindruckend zu vermitteln. Es ist beinahe erdrückend, wie zum Beispiel „Konvulsion“ das innere Gleichgewicht an einem selbst fröhlichen Tag ins Wanken bringt, wie man innerlich zerfressen wird von Gedanken daran, wie nichtig die eigene Existenz ist, wie sehr man sich hinaus wünscht aus diesem Trott. Nach wie vor sind es die Melodien, die weit vom Kitsch entfernten Keyboards und die verzweifelten Schreie, die so zermürbend sind, dass es ein Album alleine schafft, voll grausamer Schönheit zu glänzen, zu verzaubern und hinabzureißen in die Realität, die nichts als Leere bereitzuhalten scheint.
Dabei sind sich LIFELOVER wieder einmal treu geblieben. Musikalisch lässt sich das Ganze einfach nicht in eine Schublade zwängen. Hier finden sich Einflüsse aus dem Depressiven Black Metal, da ein bisschen melancholischer Rock und dort wieder ein Spur düsteren Pop. Nie stolpert man über einen Part, nichts scheint unpassend, abgesehen von ein paar kleinen Ausnahmen, denn die früher schon vorhandenen, ironischen, fast schon bösartig sarkastischen Parts an den Enden von Songs wollen vor allem beim oben angesprochenen „Konvulsion“ nicht so ganz passen, finde ich zumindest. Dennoch sind es Kleinigkeiten, die lediglich zu einem kurzem, verwirrten Innehalten verlocken. Aber alleine Songs wie „Brand“, „Cancertid“ oder das, ähnlich wie „Konvulsion“, zermürbende „Original“ sind unglaublich fesselnd. „Konkurs“ entfaltet ein einzigartiges Gefühl der Einsamkeit, bringt jegliche Selbstzweifel noch niederschmetternder an die Oberfläche und reißt jegliches Gefühl der fröhlichen Ausgelassenheit aus dem Hörer. Unglaublich, wie ein Album so funktioniert, Ähnliches habe ich bisher lediglich von KATATONIA zu spüren bekommen. Das „Konkurs“ dann auch noch ein sehr an die Musik angelehntes textliches Konzept zu bieten hat, erscheint schon fast nebensächlich. Doch mit den Texten im Hinterkopf fällt man noch tiefer und tiefer, das Album baut sich immer mehr auf, entlädt sich aber nicht, wird nie belanglos, eintönig oder langweilig.
Eigentlich ein Grund zur Freude, mal wieder so ein unvergleichliches Album in den Händen zu halten, doch ist bei „Konkurs“ jegliches Gefühl des Glückes fehl am Platz. Meiner Meinung nach dennoch das beste Album des Jahres, das mich selbst nach unendlichem Hören immer und immer wieder mit in die Tiefe reißt und lediglich durch das Debüt der Schweden noch getoppt wird. Pflichtkauf für Jene, die eigene Ideen und deren großartige Umsetzung in Zusammenhang mit Gefühlen der inneren Verzweiflung schätzen!
Ich komme eigentlich eher aus der Metalcore, Melo Death und Rock bzw Post Ecke,
aber das Album hier ist…keine Ahnung, ein Meisterwerk?!?
Bin durch ein Interview von Dark Fortress erst auf Shining dann auf Lifelover gestossen, und würde jedem raten: anhören!!!