Life's December - Colder
Review
Der Dezember 2015 war ja in Deutschland eher eine lauwarme Angelegenheit. LIFE’S DECEMBER ist dagegen schon eine ganze Ecke „Colder“. Aber die kommen ja auch aus der Schweiz. Und bevor jemand fragt: Ja, so weit reicht die Verzweiflung bisweilen bei der Suche nach kreativen Einstiegen in die Rezension.
Die fünf Jungs aus Wattwil im Kanton St. Gallen wildern musikalisch irgendwo im Grenzgebiet zwischen den Jagdgründen des Death- und des Metalcore. Dabei geht es bisweilen hinab bis in die tiefsten und dunkelsten Djent-Höhlen, Vorstöße in die besonders verzweigten und komplexen Stollensysteme bleiben aber aus. Die Gitarren kratzen zwar am braunen Ton, rhythmisch beschränkt man sich jedoch größtenteils auf klassische Breakdown-Figuren und verzichtet auf krumme Takte und unkonventionelle Aufsplittungen. Gesanglich werden klassische Shouts geboten, sowie Pig-Squeal-hafte Growls für die langsam stampfenden Parts. Stellenweise erinnert die Performance an einen gewissen Matt Heafy (TRIVIUM) – als dieser noch schrie, wohlgemerkt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass vor allem die Metalcore- und Postcore-lastigeren Tracks und Passagen auf „Colder“ überzeugen, wohingegen die Djent-Einschübe recht schnell repetitiv wirken. Vor allem der regelmäßig herbeigeführte, übersteuerte Bass-Overkill bei den Breakdowns zerrt an den Nerven und wirkt nicht fett sondern stört das Hörerlebnis beträchtlich. Songs wie „My Existence“ könnten – trotz der cheesy Lyrics – ohne jenes dumpfe Geballer deutlich mehr reißen. Zudem hätte man das „Interludium“ vom Zwischeninstrumental zum echten Song ausbauen können und sollen. Hier werden einige gute Ansätze nicht bis zum Ende gedacht. Zum Schluss hin erinnert der Titeltrack im Mittelteil noch angenehm an AUGUST BURNS RED und zählt auch ansonsten zu den gelungensten Songs auf „Colder“. Ob man danach zum Abschluss bei nur neun Songs auch noch ein zweites (wenn auch durchaus atmosphärisches) Instrumental hätte bringen müssen, bleibt indes fraglich. Fazit: Gute Ansätze gibt es – mehr Mut zur Eigenständigkeit und weniger 08/15-Deathcore wären aber erfreulich gewesen.