Life Of Agony - Broken Valley

Review

Galerie mit 11 Bildern: Life Of Agony - Rockharz Open Air 2023

Ein kurzer Rückblick ins Jahr 1993: Eine bis dato unbekannte Formation namens LIFE OF AGONY veröffentlicht ihr Debüt „River Runs Red“. Selbiges sollte durch seinen Mix aus Hardcore, Metal und Alternative schnell zu einem Genre-Klassiker aufsteigen, der mit Hits wie „This Time“ auch heute, zwölf Jahre später, noch Allgemeingültigkeit besitzt. Zwei weitere Alben voll von musikalischer Weiterentwicklung folgten, bevor die Band an Besetzungsproblemen 1999 vollends zerbrach. Vor zwei Jahren dann die Nachricht, dass sich LIFE OF AGONY für ein einziges Konzert in New York wieder zusammenfinden wollten. Die Tix für diesen Abend waren ruckzuck vergriffen, die Musiker durchströmte neue Motivation und kurze Zeit später spielte man schon eine grandiose, gefeierte Tour durch Europa, um die an besagtem New Yorker Abend mitgeschnittene Live-CD/DVD „River Runs Again“ zu promoten. Ein neues Album war also nur eine Frage der Zeit.
Hier ist es nun und hört auf den Namen „Broken Valley“. Es hätte DAS Comeback des Jahres werden können, wenn…
…die Erwartungen im Vorfeld nicht so riesig gewesen wären.
…in stiller Vorfreude die Bandklassiker „River Runs Red“ und „Ugly“ nicht in hübscher Regelmäßigkeit ihren Weg in den heimischen Player gefunden hätten.
…LIFE OF AGONY nicht vorher angekündigt hätten, wieder in die Richtung ihres grandiosen Debüts gehen zu wollen.
…die Jungs stattdessen nicht nahtlos an das schon schwächere, weil Alternative-lastigere „Soul Searching Sun“ angeknüpft hätten.
…mit den beiden Openern „Love To Let You Down“ und „Last Cigarette“ mehr als zwei Hits an Bord gewesen wären, die mit dem alten Material konkurrieren könnten.
…Keith Caputo öfters als nur bei der hinreißenden Melodie von „Strung Out“ den tiefen Gefühlen seiner einzigartigen Stimme freien Lauf gelassen hätte.
…dieselbe Person nicht komplett auf seine charakteristischen Vocals, die z.B. „This Time“ so besonders gemacht haben, verzichtet hätte.
…der kleine Mann seine einstmals große Stimme so völlig unter Wert verkauft hätte wie im unsäglich uninspirierten „Don’t Bother“.
…nicht die Hälfte der Platte als solider, aber unspektakulärer, belangloser und dröger Alternative-Rock ohne jeden Schuß Metal vor sich hin dümpeln würde.
…die verzweilfelte Traurigkeit und tiefe Emotionalität dieser Band nicht nur auf die Texte beschränkt wäre, weil die Musik beides nicht mehr wie früher zu transportieren vermag.
…es mit VOLBEAT mittlerweile nicht eine Band gäbe, die das Erbe der alten LIFE OF AGONY auf eine andere Weise weiterführt, entwickelt und so auf die nächste Stufe hebt.
„Broken Valley“ wäre ein durchschnittliches Album, das keinem weh tut, stünde als Bandname BRTZLFX auf dem Cover. So aber kann man sich nicht einmal an den wenigen Momenten freuen, die die alte Magie wieder aufblitzen lassen, sondern verdrückt gezwungenermaßen ein(en Sturzbach an) Trän(ch)en, weil sich eine große Hoffnung als die herbste Enttäuschung des Jahres entpuppt hat. Früher war eben doch alles besser. Deswegen gibt es einen Nostalgiebonuspunkt in der Hoffnung, LIFE OF AGONY besinnen sich bei Post-Reunion-Scheibe Nummer 2 wieder auf ihre Stärken.

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06.06.2005

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