Liberty N' Justice - Soundtrack Of A Soul

Review

LIBERTY N‘ JUSTICE folgen dem gerade in Amerika sehr angesagten Trend, harte Rockmusik mit christlichen Texten zu versehen. Wie, ihr lest überhaupt noch weiter…? Herzlichen Glückwunsch, denn dann könnt ihr hier vielleicht ein gutklassiges Hard Rock-Album entdecken, das alle Scheuklappenträger, die um das Wort „christlich“ schon aus Prinzip einen großen Bogen machen, leider verpassen werden. LIBERTY N‘ JUSTICE wurden 1991 von den Highschool-Abgängern Justin Murr und Patrick Marchand gegründet und traten mit ihrem Debütalbum „Armed With The Cross“ im Gepäck hauptsächlich in Kirchen, Kinder- und Altersheimen auf. Bei diesen Gelegenheiten lernte man weitere Bandmitglieder kennen, die an dem 1994 aufgenommenen Zweitwerk „Big Guns“ mitwirkten. Leider schweigt sich der Beipackzettel der Plattenfirma über die folgende Dekade Bandgeschichte aus. 2004 veröffentlichte man jedenfalls „Welcome To The Revolution“, bei dem man die Stücke erstmals von bekannten Gastsängern interpretieren ließ. Diesen Namedropping-Trend setzt man nun fort und hat dabei unter anderem Sebastian Bach, Tim Gaines (STRYPER), Tony Harnell (TNT) und Mikkey Dee (MOTÖRHEAD) mit an Board.
Sich als Band im Glanz namhafter Gaststars zu sonnen ist nun beileibe nichts Neues und auch die Idee, christliche Songs von bekannten Rocksängern interpretieren zu lassen, ist nur mäßig innovativ. Dafür wurde das Ganze hier jedoch konsequent und ansprechend umgesetzt, so dass sich die Anschaffung von „Soundtrack Of A Soul“ für alle Fans von Alternative- bis HardRock-Sounds lohnen könnte. Die 15 Stücke (plus Intro, Outro und dem von WHITE CROSS-Frontmann Scott Wenzel gesprochenen Zwischenspiel „Surreal“) bieten nicht nur durch die ständig wechselnden Sänger abwechslungsreiche Unterhaltung auf höchstem Niveau. Den involvierten Künstlern merkt man an, dass sie mit ganzem Herzblut bei der Sache waren und dabei jede Menge gute Riffs und Hooklines aus dem Ärmel geschüttelt haben, die sich im Ohr festsetzen und so leicht nicht wieder zu vertreiben sind.
Der Opener „Kings Of Hollywood“ läutet mit Volldampf die erste Runde ein, gefolgt von „Another Nail“, bei dem Ausnahmesänger Sebastian Bach in gewohnter Weise brilliert. Äußerst gelungen sind auch „Malice In Wonderland“, das in seiner sanften Melancholie ein wenig an die GOO GOO DOLLS erinnert und „Sight Unseen“, das auch einer Band wie NICKELBACK gut zu Gesicht stünde. Absolutes Highlight eines rundum gelungenen Albums ist aber die Hammerballade „If The World Could Be Mine“, die auch beim hundertsten Hördurchgang noch unter die Haut geht. Der unter anderem beim TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA tätige Sänger Joe Cerisano liefert hier eine einzigartige Gesangsleistung ab, die mit einer unglaublichen Emotionalität Gänsehaut-Atmosphäre garantiert. Die missionarische Glaubensbotschaft der Band ist zwar unüberhörbar präsent, wird dem Zuhörer jedoch nicht gleich mit dem geistlichen Holzhammer ins Hirn geprügelt. Lediglich das Outro, in dem Justin Murr seinen Glauben weiterempfiehlt und dabei die Bibel als den „großartigsten Liebesbrief, der je geschrieben wurde“ bezeichnet, hat einen etwas störenden Moralpredigt-Charakter. Dass bei aller Christlichkeit aber auch der Humor nicht auf der Strecke bleiben muss, beweist das Alben-Intro, das als Gebet der Band an den „God of Rock“ daherkommt und mit einem Gebrüllten „Now let’s get out there and melt some faces!“ endet.

16.05.2006
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