Einen plakativeren Titel hätte sich die LETZTE INSTANZ für ihr aktuelles Album kaum aussuchen können. Wir sind Deutschland. Und Papst auch. Nur Weltmeister leider nicht. Aber eben fast. Dafür sollen wir jetzt auch noch Gold sein. Doch hinter der primitiven Schlagwort-Rhetorik im Bildzeitungsstil steckt ein Künstlerensemble, dass sich Gedanken macht. Manchmal vielleicht soger etwas zu viele Gedanken.
Es entstehen Texte, die teilweise holprig und wenig griffig daherkommen, in jedem Fall aber eine immense Aussagekraft besitzen. Man muss sich nur einmal etwas gründlicher mit dem auseinandersetzen, was oberflächlich an Abzählreime oder naive Kitschlyrik erinnert und deshalb gewiss nicht jedermans Sache sein dürfte.
Musikalisch bestätigt „Wir Sind Gold“ hingegen den zwiespältigen Eindruck, den ich auf der letzten SCHANDMAUL-Tour von der LETZTEN INSTANZ gewonnen habe. Auf der Habenseite finden sich eingängige Rockmusik-Stücke, die kurzweilige Unterhaltung versprechen. Der dezente und nicht übertrieben wirkende Einsatz von elektronischen Elementen und Streicherklängen resultiert in ordentlichen Stücken wie „Sturmvogel“, das als tanzbares Gute-Laune-Stück zu den absoluten Album-Highlights gehört.
Auch das mit sanfter Melancholie liebäugelnde „Wir Sind Allein“ hat einen ganz besonderen Charme und dürfte seine Fans finden. Am durch die Melodieführung bereits sehr naheliegenden Kinderchor-Einsatz dürften sich jedoch die Geister scheiden. In jedem Fall verleiht dieser dem Stück aber einen ganz eigenen Charakter. Gemeinsam mit dem Opener „Du Und Ich“ und dem groovigen „Morgenrot“ kann man den Start in dieses Album also als gelungen bezeichnen.
Leider strapazieren zu viele der 16 Stücke bereits nach wenigen Hördurchgängen die Nerven. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen. Mit „Komm Nie Zurück“, „Der Ewige Kreis“ und „Monument Der Stille“ folgen drei ruhig-balladeske Stücke, die allesamt nicht richtig auf den Punkt zu kommen scheinen, direkt aufeinander und lullen den Zuhörer so sehr ein, dass er den ersten Teil von „Meine Innere Stimme“ nur noch mit halbem Ohr wahrnimmt.
Unsanft reißt „Worte Brennen Gut“ den Hörer schließlich aus den Tagträumen. Warum klingt Sänger Holly denn auf einmal so angepisst? Wirkliche Begeisterung ruft er mit diesem unruhigen und viel zu sehr nach halbfertigem Stückwerk klingenden Titel jedoch auch nicht hervor. So entsteht über die ganze Albumdistanz hinweg immer wieder der Eindruck, dass die LETZTE INSTANZ leider nicht in der Lage dazu ist, ihre guten Ansätze zu Ende zu bringen und konsequent umzusetzen.
Mit „Und Das Meer…“ folgt gegen Ende des Albums noch ein weiteres hörenswertes Stück, bevor das gesprochene Zwischenstück „Mein Ton“ wieder alle Register der intellektuellen Haudrauf-Lyrik zieht und in den zweiten Teil von „Meine Innere Stimme“ mündet, der durch den stärkeren Elektronik-Einsatz sphärischer wirkt und deutlicher im Gedächtnis hängen bleibt. Vielleicht ist das aber auch nur die Vorfreude, dass dieses Album nun endlich zu Ende geht…
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