Letargy Dream - Heliopolis

Review

Meine Herren, ich weiß echt nicht, was ich von „Heliopolis“, dem neuen Album der Moskauer Doom Metal-Band LETARGY DREAM halten soll. Auch nach mehrmaligem Anhören der vier überlangen Songs bin ich mir nicht sicher, ob ich die „Sonnenstadt“ in höheren Tönen für den bewiesenen Mut loben soll – oder ob ich das Gesamtwerk angesichts der fehlenden Konsistenz verteufeln soll.

Wer mich und meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich grundsätzlich immer für Experimentelles bis Absurdes zu haben bin. Aber selbst an das abgefahrenste Zeug stelle ich gewisse Ansprüche, die ich kurz skizzieren möchte: Es muss stimmig sein – musikalisch natürlich weniger, dafür aus atmosphärischer Sicht. Bei LETARGY DREAM habe ich den leisen Verdacht, dass sie an Letzterem scheitern.

Dabei gibt es echt viele Passagen, die mir auf „Heliopolis“ gut gefallen: Die stimmungsvollen elektronischen Klanglandschaften, die die Übergänge der Songs gestalten, und weite Teile der metallischen Seite: Es gibt ein bisschen Doom Metal mit schweren, irgendwie sehr sterilen Gitarren, furztrockenem Schlagzeug und seltsamem (weil in russischer Sprache gehaltenem – es ist und bleibt ungewohnt) Klargesang; es gibt zackige Doublebass-Passagen, sogar einige Blastbeats, es gibt markerschütterndes Geschrei, ein paar tolle Harmonien – kurzum: Der Metal macht mir teilweise richtig Spaß. Gut, auch LETARGY DREAM erfinden das Rad nicht neu, unterhaltsam ist es dennoch.

Aber dann gibt es noch die Kehrseite der Medaille: Zwischendurch packt der Dreier (mittlerweile zum Vierer angewachsen) ganz seltsamen Ethno-Pop/Folk aus, der auch beim Grandprix d’Eurovision de la Chanson nicht übler ist. Kitschige Keyboards, die typischen Ethno-Harmonien, seichter Singsang – das alles geht mir tierisch schnell tierisch auf die Nerven. Schlimmer noch: LETARGY DREAM zerstören sich selbst die durch die metallischen Abschnitte aufgebaute Atmosphäre. Eigentor.

Und wenn dann noch Henry Mancinis „Pink Panther Theme“ herhalten muss, ist’s bei mir vorbei – nicht dass ich das Stück nicht mögen würde, hier aber ist es derart fehlplatziert, dass ich echt nur mit dem Kopf schütteln kann. LETARGY DREAM schaffen es mit „Heliopolis“ – trotz des Potentials, das sie zeigen – nicht, ein stimmungsvolles und vor allem konsistentes Album zu erschaffen. Wie wär’s mit ein bisschen Nachhilfe von UNEXPECT oder so?

09.09.2010

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