Beim ersten Blick auf den Bandnamen und das Albumcover, bildet sich schnell das Vorurteil, dass diese Scheibe nach Schema Frontiers entstanden ist: Mit dem ehemaligen BONFIRE-Sänger Claus Lessmann und dem ehemaligen MAD MAX-Mitglied sowie inzwischen geschätzten Produzenten Michael Voss nehmen zwei metallische C-Promis ein völlig austauschbares Melodic-Rock-Album auf. Unzähliger solcher Werke erscheinen ständig bei Frontiers Records, doch die Besonderheit von LESSMANN/VOSS ist die Plattenfirma: Atomic Fire, das neue Label des Nuclear-Blast-Gründers Markus Staiger. Ein Indiz dafür, dass dieses Album doch mehr zu bieten hat? Schließlich erscheint es im Stall von AMORPHIS, HELLOWEEN und OPETH.
Kein Kraut dagegen gewachsen
Der Opener ‚Medicine Man‘ bestätigt jedoch die anfänglichen Befürchtungen: Der Refrain dreht sich um mittelmäßige Melodien, welche in einfallslose Songs eingebettet werden, die wiederum die mangelnde Durchschlagskraft ihres kantenlosen Rocks brutal offenlegen. ‚Smoke Without Fire‘ macht direkt dort weiter: Das Lied ist mit einem unberechtigten Selbstbewusstsein hauptsächlich auf eine mediokre Melodie ausgerichtet, die vor allem durch den uninspirierten Aufbau des Songs zu einer Karikatur wird. So ist der einzige Unterschied zu den enthaltenen Powerballaden die ruhigeren Gitarren.
Es gibt einige Experimente jenseits träger Rocksongs und sterilen Balladen: ‚Slow Dance‘ ist bluesig orientiert. Der Titeltrack hat dank seiner Basslastigkeit etwas mehr Wumms. In diesen Momenten, in der sich die Lieder der Vorhersehbarkeit entziehen, flackert kurz die Genialität eines Guilty pleasures auf, die jedoch ziemlich zuverlässig ihrer inflationären Wiederholung oder durch alberne Lyrics kaputt gemacht wird. Die altersbedingte Limitierung des ehemaligen BONFIRE-Sänger wird durch die Produktion gekonnt verschleiert, schimmern an einigen Stellen jedoch durch. Einige Soli von Voss, wie etwa das Gefrickel im genannten ‚Slow Dance‘, sind schrecklich deplatziert.
LESSMANN/VOSS preisen widerlegte Götter
Das Album fühlt sich so sehr wie eine Zeitverschwendung an, dass nach drei Songs die schadenfrohe Neugier dem Bedürfnis weicht, sich in seiner wertvollen Zeit besserer Musik zu widmen. Lediglich meinem Berufsethos ist es zu verdanken, dass ich die Zähne zusammengebissen habe und mir das „Rock Is Our Religion“ in Gänze gegeben habe. Dieses Resultat sollte angesichts von VOSS‘ Beteiligung an ROCK WOLVES aber auch nicht überraschend sein, schlägt diese Platte doch in dieselbe Kerbe. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass LESSMANN/VOSS die Qualitätsprüfung ihrer Songs nicht nach ihrem Songtitel ‚Something Is Better Than Nothing‘ gestalten.
Kommentare
Sag Deine Meinung!