Leons Massacre - World = Exile
Bastian 
Metalcore mit einem Hauch von Grunge? Fein, wenn sich eine junge Band schon von vornherein dazu entschließt, nicht im breiten Strom mitzuschwimmen und eigene Wege zu gehen. Trotzdem bin ich dem Debüt des Quintetts mit einiger Skepsis begegnet, haben die Jungspunde doch wohl höchstens noch die letzten Atemzüge des Grunge wissentlich miterlebt. Und leider bestätigen sich die Zweifel, denn von Grungeeinflüssen hört man hier rein gar nichts. Der Hauch muss irgendwie vorbeigezogen sein.
LEONS MASSACRE spielen handfesten Metalcore, der alles mitbringt, was Fans erwarten: Fette Riffs, krachende Breakdowns und ordentlich Druck in der Kammer. Positiv kann man schon mal anmerken, dass hier ein fähiger Sänger am Werk ist, der nicht nur heiser und schiefkrächzend durch die Gegend bellt. Im Intro und einem kleinen Zwischenstück zeigen sie ihre Vorliebe für kleine, elektronische Experimente und atmosphärische Grundierungen.
Strategisch völlig ungünstig platziert, aber trotzdem Aushängeschild-würdig kommen mittendrin mit „Dear God, Please Buy Me A Battleship“ und „There’s No Time To Write A Poem“ zwei wirklich starke Songs, mit denen die Band hier nochmal gut die Kurve kriegt. Hier beweisen sie wirklich ausgereifte Kompositionen und Arrangements, ausgefeilte Melodien und auch eine spielerische Dynamik, die den Hörer mitreißt. Wenn sie hier ansetzen und weitermachen, ohne den typischen Metalcore-Dampfhammer und mit etwas flotteren Rhythmen, dann ist auch in Zukunft tatsächlich noch etwas mehr Platz für ungewöhnlichere Einflüsse.
Keinen Gefallen dagegen tun sie sich mit dem letzten Stück, der noch verheißungsvoll mit Streicherklängen beginnt, sich dann aber zu einem ausgelutschten Dancetrack verwandelt. Ich habe rein gar nichts gegen Dance einzuwenden, aber aller Experimentierfreude zum Trotz hätte man wohl besser auf dieses Stück verzichtet, weil es zu sehr aus dem Rahmen fällt. MORGOTH haben sich ja seinerzeit auf „Feel Sorry…“ auch in dieser Richtung ausprobiert, und sind damit auch ziemlich baden gegangen.
Also: Weniger Dance, meinetwegen Grunge, mehr Battleships und dranbleiben!
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