Leonov - Wake

Review

Dark Pop liegt schwer im Trend. Ohrenschmeichelnde Melodien, häufig von weiblichen Stimmen dargeboten, überquellend vor düsterer Schwermut, und trotzdem erreichen sie eine breite Zielgruppe. Künstlerinnen wie CHELSEA WOLFE oder EMMA RUTH RUNDLE scharen immer mehr Fans um sich. MYRKUR wagte auf ihrem letzten Album sogar die Verknüpfung mit schwarzmetallischen Elementen. LEONOV aus Norwegen gehen in eine ähnliche Richtung wie die dänische One-Woman-Show, wobei ihr Fundament statt im Black Metal klar im Doom verankert ist. Eine sinnvolle Kombination?

LEONOV entfalten eine tranceartige Sogwirkung

Zu Beginn von „I am Lion, I am Yours“ steht erst einmal ein Riff, das BLACK SABBATH so bestimmt auch schon mal geschrieben haben, und der klare Bezug zu klassischem Doom Metal wird sofort offensichtlich. Doch plötzlich ändert sich die Stimmung, als der über den schrammeligen Gitarren thronende Gesang von
Tåran Reindal einsetzt. Ihr unnahbar-entrückter Singsang wirkt beschwörerisch und erinnert immer wieder an die bereits genannten Dark-Pop-Größen, aber auch an Johanna Sadonis auf dem ersten LUCIFER-Album, ohne jedoch ihre Intensität zu erreichen. In den zahlreichen Instrumental-Parts gewinnt häufig ein starker Post-Rock-Einschlag die Oberhand über die doomige Basis.

Die fünf meist überlangen Songs entfalten eine tranceartige Sogwirkung, der man sich als Hörer nur schwer entziehen kann, auch wenn man auf „Wake“ sicher keine Hits suchen sollte. Dieses Werk funktioniert nur als Ganzes. Nachvollziehbare Songstrukturen lassen sich entsprechend auch nicht immer finden, vieles hat den Charakter einer für die Nachwelt festgehaltenen Jam-Session. An einigen Stellen übertreiben es die ambitionierten Skandinavier jedoch mit dem eigenen Anspruch, etwas künstlerisch wertvolles abzuliefern. Artsy-Fartsy-Noise wie am Ende von „Shem“, kann man gerne mal einbauen, aber etwas weniger Dauerrotation davon wäre auch ganz schön gewesen.

„Wake“ kann oft glänzen, steht sich aber auch selbst im Weg

„Wake“ ist eine wabernde Masse aus Doom und Post-Rock, die besonders in den filigranen und melodiösen Momenten ihre Höhepunkte findet. Der schrammelnde Gesamtsound ist zwar grundsätzlich stimmig, kann aber stellenweise auch ein wenig ermüdend sein. Der eigene künstlerische Anspruch steht der Band manchmal im Weg, wenn man sich ein wenig mehr auf die Songs an sich hätte konzentrieren sollen. Dennoch erschaffen LEONOV mit ihrem Zweitling ein dichtes, stimmungsvolles Herbst-Album, das die perfekte Untermalung für einen verregneten Oktobersonntag bietet.

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21.10.2018

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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