Bastian 
Wenn Live-Alben mit Studiosound daherkommen, hat eine Band entweder alles falsch oder alles richtig gemacht. Von solchen Späßen wie Fake-Publikum will ich hier gar nicht erst anfangen. LENTO zeigen auf ihrer Konzertaufnahme jedenfalls, wie gut so etwas auch auf Konserve klingen kann. Gitarren und Schlagwerk der italienischen Sludge-Dampfwalze bestechen durch einen dermaßen klaren und druckvollen Sound, dass man meinen könnte, sie hätten ihren Gig gleich direkt im Studio abgehalten. Doch hier ist alles echt. Das Publikum ist begeistert und feiert die schwermetallenen Brecher nach jedem Song.
LENTO fangen damit die für Live-Alben so wichtige, authentische Atmosphäre ein. Ich will nicht einfach nur Musiker hören, von denen ich ohnehin nicht bezweifle, dass sie ihre Instrumente nicht auch außerhalb des Proberaums bedienen können, ich will das Konzert hören, die Band, das Publikum, den Raum – einfach alles. LENTO lassen all diesen Aspekten genügend Platz und präsentieren hier einen gelungenen Schnitt ihrer beiden Alben „Earthen“ und „Icon“. Beide haben in der Vergangenheit viel (und berechtigtes) Lob eingefahren, und beide erweisen sich auch auf der Bühne, unter den Händen der Italiener, als absolut intensive Werke. Den Fokus ihres Sets legen sie dabei eindeutig auf ihre Riffkanonen. Von Drone-Eskapaden und Ausflügen in Richtung Ambient, wie man sie von Tracks wie „Admission“ kennt, ist live nicht viel zu hören. Die Aufnahme aus Perugia dokumentiert keine Messe, sondern geballte Live-Energie aus Strom und Schweiß. Und das so gut, dass es sich sogar als Einstiegswerk für all jene eignet, die bisher noch nichts von dieser hörenswerten Band vernommen haben.
Puh, die Scheibe ist stellenweise (besonders zum Ende hin) ganz schön anstrengend. Die positiven Aspekte sind die Rohheit und das coole Live-Feeling, aber negativ sticht das teilweise krachige Durcheinander heraus sowie die über lange Strecken gefühlte Eintönigkeit des Gesamteindrucks. Die Studioalben von LENTO gefallen mir persönlich deutlich besser.