Lassen wir mal jede gekünstelte Aufregung beiseite, denn dieser bedürfen LEMURIA gar nicht. Weder im positiven noch im negativem Sinne sticht „The Hysterical Hunt“ besonders hervor. Auf ihrem dritten Album zelebriert die Band förmlich den Stillstand, nicht nur ihren eigenen, sondern gefühlt auch den eines ganzen Genres, deren jährliche Highlights sich wohl an einer Hand abzählen lassen – wenn überhaupt.
LEMURIA: Große Ambitionen und wenig Bombast
Davon sind LEMURIA ohnehin weit entfernt, auch wenn die Ideen hinter „The Hysterical Hunt“ durchaus nett gemeint sind – aber eben von ihnen selbst auch schon so praktiziert wurden. Heißt, in einigen Zwischenspielen darf der belgische Schauspieler Herbert Flack ein paar Textzeilen zum Besten geben, die das konzeptuelle Konstrukt zusammenhalten. Das suggeriert allerdings mehr Spannung als es schlussendlich gibt. Der Rest besteht aus passablem Symphonic Black Metal.
Ist das Songwriting allenfalls okay, killt die Produktion jeglichen Spannungsbogen. Die Gitarren werden fast völlig von den wenig bombastischen Orchestrierungen in den Hintergrund gedrückt und das reichlich übertriggerte Schlagzeug zerrt oft an den Nerven – und ist weit davon entfernt, beispielsweise Industrial-Charme zu versprühen. Immerhin, um der Wahrheit die Ehre zu geben, mitunter deuten LEMURIA einiges an Können an. So gibt’s im Titeltrack „The Hysterical Hunt“ und auch in „A Secret Life“ Ansätze von kraftvollen Riffs, die im Vergleich zum Keyboard binnen Sekunden mehr Atmosphäre aufbauen als jeder Versuch eine Soundtrack-Stimmung zu erschaffen. „Endgame“ punktet sogar mit bitterbösem Gitarrengesurre, welches sich schlussendlich leider wieder in den Hintergrund verabschieden muss.
„The Hysterical Hunt“ bietet so viel Spannung wie ein Standard-Krimi
Und so verläuft sich „The Hysterical Hunt“ irgendwo zwischen großen Ambitionen und der Realität, dass es nicht zu mehr als der Stagnation der frühen 2000er reicht. Für den cineastischen Anspruch fehlt es dem Material an Bombast, den beispielsweise DIMMU BORGIR auffahren und für den Rest haben sie den Fokus eben zu sehr auf die Keyboards gelegt. Auch wenn ein Erzähler, ein solide keifender Frontmann und der eine oder andere Gastsängerinnen-Auftritt auf dem Papier viel Abwechslung verspricht, fehlt es der Storyline und der Umsetzung hörbar an Highlights und dramaturgisch wertvollen Momenten. Und so plätschert „The Hysterical Hunt“ irgendwann einfach aus und hinterlässt so viel Eindruck wie der x-te Standardkrimi bei dem man den Mörder quasi ab Seite drei kennt.
Sollen Bandname und Albumtitel komisch sein?
Klingt schon ziemlich spannungsarm. Dabei machen die Klampfen durchaus einen soliden Eindruck – gerade wenn man kurzzeitig im traditionellen Metal herumwildert…oder wenn der Keyboarder mal Sendepause hat.
Der Rest ist nicht der Rede wert. Der Zuckerguss in Form von den zukleisternden Keyboards zerrt schon an den Nerven…und ich bin beileibe kein Keyboardhasser. Und wenn man growlt, erinnert man an schlechtere GRAVEWORM.
Na ja, immerhin ist das CD Cover ganz gelingen…ist ja auch was.