Legion Of The Damned - Sons Of The Jackal

Review

Beinahe auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem furiosen Debut „Malevolent Rapture“ veröffentlichten LEGION OF THE DAMNED Anfang Januar ihren zweiten Streich auf Massacre Records. Und was vor einem Jahr bereits offensichtlich schien, wird nun mit „Sons Of The Jackal“ Gewissheit. Solch enge Grenzen, wie sie die früher als OCCULT bekannten Holländer sich gesteckt haben, sind schwer zu überschreiten, neues Terrain nur unter hohem Aufwand und vielleicht nur radikalen Stiländerungen zu erreichen– gerade daher, da „Malevolent Rapture“ in der Death-Thrash-Gemeinde seiner Zeit einschlug wie eine Bombe und so ziemlich alles mit der akustischen Brachialkeule vergewaltigte, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Wenn auch vielleicht nicht bewusst, so dürften sich LEGION OF THE DAMNED in einer Situation eines klassischen Trade-Offs gewähnt haben, nämlich zwischen kompromissloser Beschreitung des bereits eingeschlagenen Weges und somit Befriedigung der gewonnen Fans und der Möglichkeit, den Überraschungserfolg aus 2006 durch (Um)Brüche, neue Einflüsse und partielle Neuorientierung zu wiederholen, die Fachpresse also, wenn auch vielleicht auf Kosten einiger eingeschworener Anhänger, erneut zu erstaunen.

Nun, was bereits bei den ersten Takten von „Sons Of The Jackal“ unmissverständlich transportiert wird, ist, das LEGION OF THE DAMNED ohne zu zögern ihren Anlagen treu geblieben sind. Was natürlich einerseits nachvollziehbar und fast aus der Natur der Sache logisch ist, denn man liefert das ab, was auch erwartet wurde, ergo laufen treue Gefährten angesichts enttäuschter Erwartungen nicht Gefahr, in alle Richtungen versprengt zu werden. Andererseits, und das wiegt, ob der unbestreitbar hohen Qualität in punkto Songs und Sound, die „Sons Of The Jackal“ zweifellos bietet, schwerer, denn die jungfräuliche Frische und der vom Hocker reissende Überraschungssturm, den „Malevolent Rapture“ noch entfachen konnte, sind kaum mehr als verschwommene Schatten der Vergangenheit. Der Opener „Sons Of The Jackal“ mag ein gewaltiger Brocken vor dem Herren sein und dürfte die Herzen nicht weniger Mitglieder der Gemeinschaft ohne weiteres höher schlagen lassen – trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass einfach nur der Auftakt zu „Malevolent Rapture“ mit anderen Riffs erneut aufgenommen wurde.

In letztlicher Konsequenz setzt sich dieser Eindruck über die gesamte Spielzeit von „Sons Of The Jackal“ fort, nur unterbrochen durch die akustischen Einspieler „Seven Heads They Slumber“, der gespenstisch beginnt und dann in DEATHig-progressive Strukturen umkippt. Diesem Umstand und der Gefahr, durch bloße Wechsel aus Doublebass-Geballer und semi-schnellen Moshparts irgendwann zuviel Blaupausen-Strukturen zu bieten, versuchen LEGION OF THE DAMNED Rechnung zu tragen, indem „Sons Of The Jackal“ mit etwas schwerer zugänglichem und vertracktem Songwriting mehr Engagement seitens des Hörers fordert, ihn aber gleichzeitig nicht überfordert. „Sons Of The Jackal“ braucht dementsprechend etwas mehr Zeit, um wirklich zu zünden und lässt so absolute Überflieger wie „Werewolf Corpse“ oder „Into The Eye Of The Storm“ schmerzlich vermissen.

Was LEGION OF THE DAMNED mit „Sons Of The Jackal“ geschaffen haben, ist ein gutes Death-Thrash-Monstrum, das, ich will nicht sagen eine Kopie ihrer selbst ist, aber mit etwas mulmigen Gefühl in die Zukunft blicken lässt. Denn will man endgültig in die Riege der absoluten Top-Acts einsteigen und die jahrelangen, nicht entlohnten Anstengungen aus der OCCULT-Zeit nicht noch einmal durchleben, muss bei Teil drei schon etwas mehr kommen, als bloße, akustische Verschnaufpausen.

17.02.2007
Exit mobile version