Lee Harvey & The Oswalds - Still Confused, But On A Higher Level

Review

Nun ist Progressive gemeinhin eigentlich ein weites Genre in das oft viele Bands gesteckt werden, allein weil sie einfach nirgendwo sonst reinpassen. Ab und zu kommt es dann aber zu absoluten Sternstunden, in denen Truppen wie LEE HARVEY & THE OSWALDS auftauchen, die eigentlich innerhalb von Prog ihr eigenes Genre bräuchten. Hier geht es nicht um halbstündige Epen mit harmonischer Schwere und wildem Gefrickel an allen Instrumenten, sondern absolut erfolgreich um eine kranke, aber eingängige Mischung aus Jazz und Rock, versetzt mit herrlichem Humor und blanker Selbstironie.

Aber schauen wir uns mal die Besetzung der Münchner (von denen selbstverständlich niemand Lee Harvey heißt) an. Großartigerweise befinden sich mit Trompeter Ralf Müller, Alt Saxophonist Roman Gesenhues und Tenor Saxophonist Frank Peters nämlich mehr Blechbläser als Saitenschredderer in der Band, welche dann noch mit Schlagzeug, Gesang und Tasteninstrumenten abgerundet wird. Dennoch ist die Produktion sehr heavy und schreit Metal aus jeder Pore, da die Klampfe unter Florian Bätz mit der Riffarbeit omnipräsent ist, während die anderen Instrumente eher für Leads oder Akkordbereicherungen sorgen.
Aber das alleine sorgt ja noch nicht für eine Topwertung. Damit „Still Confused, But On A Higher Level“ nämlich nie langweilig wird, reichen die Songpassagen von Free Jazz über Elektronik bis zu Death Metal. Dennoch kann man eine klare Linie erkennen; so gibt es nämlich eingängige Rocksongs („Mankind“), wirre Polkas („Kevins Cable Bondage“) oder eine komplexere Seelenwanderung auf 13einhalb Minuten („Salvia Divinorum“). Und was soll ich sagen: die Platte funktioniert wie Sau. Hier stimmt wirklich jeder Ton, hier wird man immer wieder aufs neue überrascht, und ab und zu hat man bei einigen Melodien nen tierischen Spaß, sich das Gelächter im Proberaum vorzustellen. Obendrein hab ich so einen Sound wirklich noch nie im Prog- oder Jazzbereich gehört, weswegen hier definitiv mit Innovation komponiert wurde.

Daher der direkte Befehl an alle Progger: bildet euch weiter und kauft diese Scheibe! Was hier aus München kommt toppt jede Weißwurst mit Sauerkraut und sollte so schnell wie möglich um die Welt geschickt werden! Ich will gar nicht wissen was man von der Band in Zukunft noch erwarten darf…

18.12.2007
Exit mobile version