Lee Aaron veröffentlicht mit „Fire And Gasoline“ ihr neues Album. Mit der „Metal Queen“ konnte ich nie viel anfangen. Zum einen hat die Kanadierin nie Heavy Metal, sondern immer Hard Rock gespielt. Und zum anderen wurde ihr viel zu selten hochklassiges Material auf den zierlichen Leib geschrieben; stattdessen wurde bereits zu Zeiten, als die Kardashians noch nicht mal Kitt auf der Fensterbank waren, auf hautenge Latex-Einteiler, die mehr enthüllten, als sie verbargen, ein fast ebenso kleidsames Fell und – für die ganz Harten – ein mannshohes Schwert gesetzt. Wie konnte man Karen Greening, ein richtig smartes Mädchen, mit einem so billigen Dummchen-Image derart verheizen? Die Musik stand stets an zweiter Stelle oder noch weiter hinten. Das erkennt man unter anderem daran, wie schlecht „Metal Queen“ von 1984, das bis heute als ihr Signature-Werk gilt, gealtert ist. Der Nachfolger „Call Of The Wild“ geriet 1985 musikalisch weitaus ansprechender, war jedoch so miserabel produziert, dass davon kaum etwas zu merken war. Das änderte sich erst zwei Jahre später, als Lee Aaron ihre Geschicke in die eigenen Hände nahm und einen Schwenk in Richtung Pop vollzog. Das nach ihr benannte Werk markierte einen Neuanfang und zeigte eine gereifte, emanzipierte Künstlerin. Vor allem punktete „Lee Aaron“ endlich mal mit 11 Songs ohne Ausfall, warf mit „Only Human“ einen veritablen Hit ab und linste mit dem grandiosen „Don’t Rain On My Parade“ sogar in Richtung PRINCE!
Obwohl fast 30 Jahre zwischen beiden CDs liegen, kann man „Lee Aaron“ durchaus mit dem aktuellen Output „Fire And Gasoline“ vergleichen. Auch diesmal ist es der mittlerweile 53-jährigen gelungen, ein ganzes Album mit hochwertigem Material zu füllen. Auf „Fire And Gasoline“ wurde der goldene Mittelweg gefunden: Lees Stimme trägt die Songs, veredelt und krönt sie auch, muss sie aber nicht „retten“, da sie über genügend Substanz verfügen. Hier sitzt endlich mal wieder jeder Ton, hat alles seinen Sinn. Songs wie die erste Single „Tomboy“, „Popular“ (dem sein modernes Klanggewand ausgesprochen gut steht) oder das augenzwinkernde „Wanna Be“ bieten dynamische Pop/Rockmusik und zeigen, dass die immer noch blendend aussehende Lee Aaron bodenständig genug ist, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Eine Platte von dieser Güte hätte man Lee Aaron schon vor Jahren gewünscht, bevor sie sich dem Jazz zuwandte. „Fire And Gasoline“ beeindruckt mit 11 guten bis sehr guten Songs. Kein Stinker dabei! Das ist doch was! Und abgesehen von ihrer Qualität macht diese Scheibe einfach Spaß! Mit besseren Hooklines würde ich eine kleine 8 springen lassen. So sind es immer noch starke 7 Punkte, die zu keiner Sekunde gefährdet sind.
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