Led Zeppelin - Physical Graffiti

Review

Die Remasters von LED ZEPPELIN gehen in eine weitere Runde. Nun also „Physical Graffiti“, das erste Studio-Doppelalbum der Band, welches im Frühjahr 1975 veröffentlicht wurde. Das Album gilt in der allgemeinen Wahrnehmung als das letzte richtig große Meisterwerk von Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham. Nicht wenige sehen es als eines der überhaupt besten Doppelalben der Rockgeschichte an. Nun, das muss jeder mit sich selbst ausmachen, Fakt ist auf jeden Fall, dass sich auf diesem äußerst ambitionierten Werk, das auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt hat, einige der großen Sternstunden des Hard Rocks befinden.

Das Meisterwerk „Physical Graffiti“ beginnt mit dem nach vorne rockenden Opener „Custard Pie“ (alter Euphemismus für Vagina!) mit seinem dreckigen Riff und funkigen Rhythmen. „The Rover“ ist ein trocken beschwingter Ohrwurm mit toller Melodie, Breakbeat am Anfang und ungewöhnlichen Grooves. Es folgt das ebenso puristische wie hypnotisch intensive „In My Time Of Dying“, eine elfminütige epische Blues-Nummer und das längste Lied auf einem Studioalbum von LED ZEPPELIN. „Houses Of The Holy“ ist wieder herrlich eingängig funkig, das folgende „Trampled Under Foot“ geht mit seinen funky Keyboards und dem einprägsamen Refrain in eine ähnliche Richtung. Abgeschlossen wird die erste Platte mit DEM Übersong überhaupt: Das orientalisch angehauchte, ekstatische „Kashmir“, ein Monument der Rockgeschichte, tausendmal gecovert. Zusammengefasst werken LED ZEPPELIN auf der ersten Scheibe verhältnismäßig konventionell, der zweite Teil zeigt sich deutlich experimenteller und LED ZEPPELIN entfernen sich teilweise etwas von ihren Trademarks. Das atmosphärische „In The Light“ ist progressiv als auch psychedelisch mit dominantem Synthesizer. „Bron-Yr-Aur“ ist ein fragiles, melancholisches Gitarreninstrumental, das stark zur Dynamik von „Physical Graffiti“ beiträgt. Auch „Down By The Seaside“ ist weniger rocklastig und schon fast poppig, während „Ten Years Gone“ wunderbar ruhig und atmosphärisch ist, das funkige „Night Flight“ dann aber qualitativ etwas einbricht. Dasselbe gilt leider auch für die klassische Hard Rock Nummer „The Wanton Song“, wenngleich mit dem dreckigen Riff und psychedelischen Solo doch besser geraten. Die augenzwinkernde Boogie-Nummer „Boogie With Stu“ hat einen tollen New-Orleans-Vibe, „Black Country Woman“ ist hingegen direkter akustischer Country Blues. Mit „Sick Again“ gibt es dann ein fett rockendes, düsteres Finale. Dank des remasterten Sounds klingt „Physical Graffiti“ noch ein klein wenig perfekter.    

Wie die vorangegangenen LED ZEPPELIN-Re-Issues ist auch „Physical Graffiti“ in der Deluxe-Version mit einer zusätzlichen Companion-Disc voller unveröffentlichter Studio-Outtakes ausgestattet. Die enthaltenen Versionen sind dabei wieder einmal mehr oder weniger interessant. Meist handelt es sich hierbei um „Rough Mixe“ der Albumsongs. Herausstechend ist hier vor allem „Everybody Makes It Through“, welches eine frühe Version des Albumtracks „In The Light“ mit anderem Text und differenziertem musikalischem Charakter darstellt. Und natürlich „Kashmir“ als Rough Orchestra Mix.

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10.03.2015

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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