Na, das ging ja flott. Das Erstwerk von LEAVES‘ EYES erblickte erst vor knapp einem Jahr das Licht der Welt und konnte mich damals nicht so recht begeistern. Die erste Single „Into Your Light“ war in meinen Augen ein dreister Versuch, auf den Femalefronted-Gothic-Metal Zug aufzuspringen, das Album „Lovelorn“ hab ich mir daraufhin auch nur kurz im Laden angehört und meine negative Meinung wurde bestätigt. Kollege Metalgreg sah dies zwar total anders, aber Geschmäcker sind eben verschieden. Vielleicht handelt es sich bei ihm auch um ein Liv Kristine Groupie oder ich hab die wahre Qualität der Scheibe nicht begreifen können. Was soll’s, hier soll es natürlich nicht um das Vorgängerwerk gehen sondern um die aktuelle Scheibe „Vinland Saga“.
Grob gesagt handelt es sich um ein waschechtes Konzeptalbum, welches die Entdeckung Amerikas um das Jahr 1000 durch Leiv Eiriksson zum Thema hat. Darin eingebunden ist eine waschechte Liebesgeschichte zwischen einem Crewmitglied und seiner daheimgebliebenden Frau, die voller Sehnsucht ein Jahr auf seine Rückkehr warten muss. Der inhaltliche Stoff für ein grossartiges, bombastisches, vielleicht sogar episches Werk ist also gegeben.
Und diese Vorlage wird zu meinem Verwundern auch noch sehr adäquat umgesetzt. Bereits der Opener „Vinland Saga“ entführt den Hörer mit der zarten, engelsgleichen Stimme von Liv gepaart mit sanften, gefühlvollen Streichern in eine traumhafte Welt. Bereits hier spiegelt sich der starke Soundtrack Charakter wieder, der die ganze CD umhüllt. Im weiteren Verlauf finden sich in manchen Songs düstere Growls von Alexander Krull (ganz stark in „The Thorn“), mächtige Chöre und poppige Balladen. „Vinland Saga“ ist insgesamt gefühlvoller und zugleich brachialer als der Vorgänger ausgefallen. LEAVES‘ EYES schaffen es diesmal, Gefühle wie Romantik, Liebe und Leidenschaft zu vermitteln, ohne das es aufgesetzt oder konstruiert wirkt. „Lovelorn“ klang noch wie am Reissbrett entworfen, ohne Seele und Herz, „Vinland Saga“ dagegen ist durch und durch ehrlich. Jawohl, so skeptisch ich am Anfang auch war muss ich nun zugeben, dass es sich hier um eine gelungene und runde Sache handelt.
Einige der alten Kritikpunkte sind aber immer noch vorhanden, so sind einige Melodien etwas zu süßlich und einige Songs insgesamt zu kitschig ausgefallen. Dies wirkt sich aber nicht so schwerwiegend auf die Endwertung aus. Fans von Liv Kristine sollten zugreifen. Sie werden wahrscheinlich keine Enttäuschung erleben. Alle anderen, auch diejenigen, welche die erste Scheibe nicht so gelungen fanden, sollten auch ein Ohr riskieren.
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