Wiederum hat das österreichische Ausnahme-Metal-Label Napalm Records einen besonderen musikalischen Leckerbissen zu bieten. Mit „Meredead“ veröffentlicht die deutsch-norwegische Combo LEAVES‘ EYES nämlich ihr bereits viertes Album und wollen somit an die Erfolge und durchaus größtenteils positiven Kritiken des Vorgängers „Njord“ anknüpfen. Mit der 2009er EP „My Destiny“ war ich vor zwei Jahren nicht wirklich einverstanden, das vollständige Album hat mich dann doch wieder ein wenig versöhnt, wenn auch nicht vollends umgehauen.
Etwas anders schaut es da schon mit Album Nummero Vier aus, das dieser Tage erscheint. „Meredead“ vereint nämlich sämtliche Stärken der Band, die sie seit Beginn ihrer Karriere im Jahr 2003 teilweise nur einzeln aufgezeigt haben. Die druckvolle Produktion, die aber niemals überbordend ist, entfaltet schon beim Opener „Spirits Masquerade“ ihre volle Stärke. Eine mystische Grundstruktur trifft hier auf symphonische Metal-Riffs, die immer wieder mit den verschiedensten Folk-Elementen vermischt werden. Während klingende Keys durchwegs zu hören sind, treten die bratenden Gitarren immer wieder in den Hintergrund, um Fronterin Liv Kristine, die letztes Jahr auch ein etwas zu poppiges Solo-Album vorgelegt hat und Anfang der 2000er mit THEATRE OF TRAGEDY mehr als bekannt wurde, genug Platz für ihre stimmlichen Fähigkeiten zu lassen. Und die lässt die charismatische Sängerin auch großartig klingen – einmal härter, ein anderes Mal feenhafter als Tarja Turunen anno dazumal. Während Songs wie „Etain“ oder „Sigrlinn“ die epischen Momente der Musik von LEAVES‘ EYES herauskehren, überzeugt „Empty Horizon“ beispielsweise mit unverbrauchten, eingängigen Gothic-Parts. Was mir persönlich sehr zusagt, ist die Tatsache, dass Kristines Ehemann Alexander Krull sich auf „Meredead“ nicht so oft zu Wort meldet. Auch wenn der Sänger immer wieder benötigt wird, um den Dualismus dieser symphonischen Musik perfekt aufzuzeigen, kann er qualitativ einfach nicht mit seiner Ehefrau mithalten. Das nur als subjektiver Eindruck am Rande.
Es ist also egal, ob LEAVES‘ EYES auf „Meredead“ die Folklore und Mystik aufleben lassen („Mine Taror Er Ei Grimme“) oder den MIKE OLDFIELD-Klassiker „To France“ unglaublich symphonisch-lebendig covern – dieses Album ist mit Abstand die stärkste Leistung der Band bis dato. Auch wenn nicht alles zur Gänze gelungen ist und auch der ein oder andere etwas zu langatmige, unspannende Moment zu finden ist, kann „Meredead“ beinahe über fünfzig Minuten hindurch total überzeugen. Und das will schon was heißen! Unverbraucht, überraschend und unglaublich atmosphärisch und stimmig – Gratulation!
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