Leathürbitch - Shattered Vanity

Review

LEATHÜRBITCH machen auf ihrem neuen Langspieler „Shattered Vanity“ den Titel in gewisser Weise zum Programm. Die auf dem Debüt „Into The Night“ noch deutlich anklingenden Sleaze- und Hair-Metal-Einflüsse hat die Band aus Portland, Oregon nämlich auf Album Nr. 2 zu Gunsten einer insgesamt etwas härteren und düstereren Gesamtausrichtung weitestgehend über Bord geworfen. Außer dem plakativen Bandnamen und der leicht bekleideten Lack-und-Leder-Enthusiastin auf dem Cover erinnert auf „Shattered Vanity“ in der Tat nur noch wenig an wild durchfeierte, Haarspray geschwängerte Partynächte auf dem Sunset Strip.

LEATHÜRBITCH wechseln von der Partymeile auf den Friedhof

Dass klassischer US-Metal der Marke frühe JAG PANZER, HELSTAR und ARMORED SAINT einen nicht unerheblichen Quell der Inspiration für LEATHÜRBITCH darstellt, war schon auf dem Debüt unüberhörbar. Versehen mit einer gehörigen Speed-Kante stehen diese Einflüsse auch auf „Shattered Vanity“ wieder im Vordergrund, wobei die Amis ihren Sound wie eingangs erwähnt um eine düstere Note erweitert haben, die gelegentlich auch an MERCYFUL FATE bzw. KING DIAMOND erinnert.

Besonders deutlich tritt dies bei Songs wie „Tha Dark Mirror“, „Betrayal“, „Graveyard Eyes“ und dem abschließenden „Horror’s Unseen“ zu Tage. Hier trifft eindringliche, bisweilen durchaus komplexe Gitarrenarbeit auf dramatisch aufgebaute Songstrukturen und theatralische Gesangarrangements. Im Falsett des Diamantenkönigs trällert Frontmann Joel Starr zwar nicht, allerdings bewegt er sich doch fast durchgängig im höheren Frequenzbereich und somit nah dran.

Das Material auf „Shattered Vanity“ ist zwar ohnehin tendenziell flott, beim Titeltrack überschreiten LEATHÜRBITCH die Grenze von schnell gespieltem US-Metal zu waschechtem Speed Metal aber doch recht deutlich. Mit „Nasty Reputation“ gibt es dann außerdem doch noch eine einsame Verbeugung in Richtung der Sleaze-Vergangenheit des Fünfers, wobei es sich hier um eine Neuaufnahme von der selbstbetitelten Debüt-EP aus dem Jahr 2018 handelt. Ob der gesunden Grundhärte tanzt die Nummer allerdings nicht zu sehr aus der Reihe.

Eine gelungene Feinjustierung

Komplett anders als zuvor klingen LEATHÜRBITCH auf „Shattered Vanity“ natürlich nicht, dennoch ist die dezente stilistische Anpassung und zum Teil Neuorientierung begrüßenswert. „Erwachsener“ wäre hier allerdings die falsche Beschreibung, wer will das auch bei traditionellem Heavy Metal? „Musikalisch gereift, inhaltlich spannender und weniger infantil“ trifft es da eher.

Negativ ins Gewicht fällt allenfalls, dass das Songmaterial auf Albumlänge zum Teil etwas gleichförmig daherkommt und sich zu oft auf sich ähnelnde Kniffe verlässt. Für Fans von flottem, oldschooligem US-Metal mit einem Hauch dänischer Theatralik ist „Shattered Vanity“ aber eine absolut runde Sache.

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02.06.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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