„Latz begann als der Versuch zwischen einem Musiker und einem Nicht-Musiker Möglichkeiten zu finden, musikalische Werke zu kreieren“ So beschreiben die beiden Bandmitglieder von Latz die Antriebsfeder ihres Schaffens, und haben damit auch vollkommen Recht, denn „Twinnings“ ist mehr als musikalisches Experiment zu betrachten denn als das, was wir üblicherweise unter Musik verstehen. Man würfelt die Elemente etlicher Stilrichtungen wie Pop, Gothic, Electro, Techno oder auch Industrial wild zusammen, und bedient sich dabei fast ausschliesslich eines Drumcomputers, eines Keyboards und einer Gitarre. Letztere wird aber nicht sonderlich metalüblich verwendet, sondern klingt eher wie ein billiges, unprofessionelles Computer-Sample. So verhält es sich aber mit dem Grossteil der mir vorliegenden Klangkreationen, alle haben diesen Atari-Soundtrack-Charachter, werden durchgehend von einem synthetischen Beat begleitet, mit kitschigen 80er-Jahre-Electrosounds überhäuft und durch verschiedenste Voice- und Soundsamples aus diversen Filmen (z.B. Wizzard of Oz, Twin Peaks, Godzilla vs. King Kong, The X Files oder Jurassic Park) angereichert. Meistens wirkt das Ergebnis leider unglaublich wirr und unhomogen und will einfach kein Ganzes ergeben. Das schlimmste am Songmaterial der zwei Berliner ist aber die bereits erwähnte elektrische Gitarre, die jeden auch nur so geringen, musikalisch hoffnungsvollen Ansatz erbarmungslos zu nichte macht. Mir strecken sich beim Ertönen dieser akustischen Foltermaschine jedes mal aufs neue die Nackenhaare gen Himmel, unglaublich nervaufreibend, wie man dieses Instrument hier vergewaltigt. Zwei erfreuliche Songs hat „Twinnigs“ dann aber doch noch zu bieten. In „Slaves“ wird die Gitarre endlich nicht mehr so penetrant vordergründig verwendet, so dass man dieses House-Stück (Achtung: Techno) richtig geniessen kann, Freunde von Industrial/Electroklängen werden an dem Song sicherlich ihrer Freude haben. „Home“ hingegen lebt vom Gesang Lene Lovich’s, ihres Zeichens Sängerin bei Les Chappell, welche diesem Lied ganz neue Dimensionen verleiht. Schade, dass es davon auf „Twinnings“ nicht mehr gibt, denn trotz einiger wirklich guter Ansätze wird jegliche Qualität meist schon im Keim erstickt.
Hier hat offensichtlich jemand ein Review geschrieben, der sein musikalisches Wissen hauptsächlich aus sogenannter Fachpresse nährt, denn die Hörerfahrungen eines Rezensenten sollten doch darüber hinausgehen, sich in der Aufzählung von Schubladen zu erschöpfen und erkennen lassen, wie ein Drumcomputer klingt. Letzterer wurde bei "Twinnings" garantiert nicht eingesetzt, vielmehr handelt es sich hier um gesamplete Sounds, die den rhythmischen Teppich bilden für den experimentierfreudigen Sound von LATZ, der wahrscheinlich ebenso die Hörgewohnheiten des Rezensenten übersteigt wie das eigentlich zu erwartende Fachwissen, dass Lene Lovich nicht unbedingt als Gespielin von Les Chappell Bekanntheit erlangt hat (er ist lediglich ihr Mann und Gitarrist). Als Schreiber für ein WaveGothic Online-Magazin sollte man doch wenigstens die Ursprünge dieser Musikrichtung Ende der 70er kennen. So ist denn das Stück "Home" auf "Twinnings" eine Neuinterpretation von Lene Lovichs 78er Song, den ich an dieser Stelle auch nochmal empfehlen möchte. Besagte Neuinterpretation überträgt das Stück gekonnt in die elektronische Neuzeit und sorgt mit dem bewußt kaputt klingenden Gitarrensound (der offenhörbar eingespielt und erst dann gesamplet wurde) für ordentlich Druck. Was mich an der Kritik auch noch verwundert ist, dass dort House endeckt wird, wo eindeutig das experimentelle Element überwiegt, bei dem Stück "Slaves" wird alarmier(end)t festgestellt, es handele sich um Techno. Sicher, die MONKS haben auch schon repetitive Elemente in ihrer Musik auftauchen lassen und NEU! wurden ja schon oft als Vorreiter moderner elektronischer Sounds genannt, aber deshalb gleich von Techno zu sprechen…Nun ja, wenigstens hat der Rezensent die beiligende Info und die Credits gelesen, denn sonst wüßte er wohl nicht, aus welchen Filmen viele der Samples stammten, die LATZ‘ Musik immer wieder selbst wie eine Art Filmmusik erscheinen lassen. High Volume sollte man auf jeden Fall ausprobieren bei dieser Scheibe, die sicher eine Verarbeitung von 80er Jahre Musikerfahrung ist, allerdings höre ich hier eher z.B. Jim "Foetus" Thirlwell als Atari Computer als Vorbild heraus. Mr. mf_Greg empfehle ich seine Eier härter zu kochen und sich eine Scheibe von The Anti Group unter Kopfhörern reinzuziehen.