Laster - Ons Vrije Fatum

Review

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2014 veröffentlichten die niederländischen Atmo/Post-Black Metaller LASTER ihr erstes Album „De Verste Verte Is Hier“, große Aufmerksamkeit innerhalb der Szene bekam das Trio aus Multiinstrumentalisten jedoch erst 2016 mit ihrer auf Ván Records erschienenen Split mit WEDERGANGER. Nun liegt LASTERs zweites Album „Ons Vrije Fatum“ vor, das wie schon der Erstling der Band auf Dunkelheit Produktionen erscheint. Darauf hat die Band stilistisch nicht großartig an ihrer Musik gedreht, diese aber nichtsdestotrotz in Nuancen verfeinert.

Große Experimente sind natürlich auch gar nicht nötig – denn auch ohne stilistische Veränderungen gehören LASTER sicherlich zu einer der eigenständigsten und experimentellsten Bands im atmosphärischen Black Metal. Vergleiche sind höchstens zu WOODS OF DESOLATION möglich, und auch das hinkt, denn LASTERs unweigerlicher Willen zur Exzentrik ist auch auf „Ons Vrije Fatum“ zu jeder Sekunde hör- und spürbar. Man höre diesbezüglich allein schon die PERTURBATORsche Elektronik in „Bitterzoet“, oder den warmen, aber dennoch obskuren Sound des Albums, der der Musik zusätzlich zu all der Detailverliebtheit und Eigenheit noch eine zusätzliche abstrakte Note verleiht.

„Ons Vrije Fatum“ ist so kreativ, wie andere Bands auf drei Alben nicht sind

Und so ist „Ons Vrije Fatum“ vielleicht das beste, wenigstens aber eines der eigensten und willensstärksten Atmospheric-Black-Metal-Alben der letzten Jahre. Jedes der sieben Stücke, die LASTER auf ihrem zweiten Full-Length-Werk präsentieren, bringt einen unverkennbaren Charakter mit sich, kein Stück klingt wie das andere. So ist „Ons Vrije Fatum“ ein im LASTER-Kontext betrachtet recht schneller Song, der ein wenig an die schnelleren Momente von GERM erinnert, während sich „Binnenstebuiten“ in seinen knapp achteinhalb Minuten durch mehrere Tempi, Stilmotive und Modi kämpft und damit fast als progressiv durchgehen könnte. Schön: Die schnelle zweite Hälfte mit einer Gitarrenarbeit, die entfernt an die finstere Melodik von THE GREAT OLD ONES erinnert.

Das oben bereits genannte „Bitterzoet“ überrascht mit besagten Old-School-Elektronik-Elementen, bevor „Helemaal Naar Huis“ mit Spoken-Word-Passagen, hintergründigen Oho-Chören und jazzigen Passagen eine weitere aberwitzige Note zum LASTER-Sound hinzufügt. „De Tijd Vóór“ startet mit einem Ambient-Electro-Einstieg, bevor es in einer völligen Mindfuck-Kombination aus Post-Black-Metal-Gitarren und Synthie-Pop-Schlagzeugsound einen weiteren Deckel auf den What-the-fuck-Topf setzt. „De Roes Na“ ist der wohl gewöhnlichste Song auf „Ons Vrije Fatum“ … was heißt: Jede Band darf sich von der darin untergebrachten Kreativität eine Scheibe abschneiden, LASTER jedoch schrauben ihre Ideenvielfalt ein bisschen zurück, um den Hörer kurz vor Schluss noch einmal durchatmen zu lassen. Der Abschluss kommt dann in Form von „Er Wordt Op Mij Gewacht“, in Form von Mittel-SHINING-Akustikgitarren, dann in Form von Blackgaze-Elementen, von grandiosem Klargesang und einem aberwitzigen Blastpart in der Mitte sowie in Form eines repetetiven, eingängigen Motivs gegen Ende.

Ein LASTER voller Gänsehautmomente – wir haben das nächste frühe Highlight 2017!

Es bleiben nicht viel mehr Worte, um „Ons Vrije Fatum“ zu beschreiben – außer vielleicht „Boah“. Die Menge der Ideen, dieses unfassbare Maß an Kreativität, das LASTER auf einem einzigen Album untergebracht, damit jeden einzelnen Song zum eigenständigen Stück mit Wiederkennungswert gemacht haben – das ist kaum zu glauben. Dennoch klingt das Album übrigens wie aus einem Guss, da LASTER über die volle Spielzeit hinweg doch ihren ureigenen Sound fahren und diesen in jedem einzelnen Stück, in jedem einzelnen Part unterbringen – zum Beispiel in Form des jederzeit hörbaren, getriebenen Feelings im Schlagzeugspiel.

Respekt in Richtung Holland – während die Polen der Rumpelfraktion ein erstes Black-Metal-Jahreshighlight namens BESTIAL RAIDS geschenkt haben, legen unsere nordwestlichen Nachbarn mit LASTER für die Melodiker, die introvertierten Träumer, die Schuhstarrer und stilistischen Freigeister der Black-Metal-Szene nach. „Ons Vrije Fatum“ muss und wird nicht ausnahmslos jedem gefallen, aber wer etwas für Black Metal ohne Scheuklappen übrig hat, der MUSS das zweite LASTER-Album gehört haben. Fakt. Aber Vorsicht: untrue ohne Ende!

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09.01.2017

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2 Kommentare zu Laster - Ons Vrije Fatum

  1. Michaaa sagt:

    Das klingt nach einem spannenden Album. Werde ich auf die To Hear Liste packen 🙂

  2. Schraluk sagt:

    Keine Ahnung wie man den Style nennen soll, den LASTER vor allem auf dieser Platte fahren. EIne große Bandbbreite wird angeboten, von progressiven und avantgardistischen Sounds, Shoegazer, Post-Metal und vereinzelten old-school BM Anleihen, elektronischen Wave – Einwürfen und Scapes, Emo-esken Ausflügen etc. Ein Klangerlebnis zwischen AMESOUERS, ANTIMATTER, URFAUST und was weiß ich, mit Growls, klarem (!) Klargesang und Spoken Words. Hört sich schwierig und sperrig an? Ist es auch, dabei aber immer auch irgendwie leichtfüssig und gut zu hören. Finde ich ein sehr gelungenes Album.

    8/10