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Jetzt, da ALCEST dem Metal endgültig den Rücken gekehrt haben und SLOWDIVE plötzlich nicht mehr nur als deren Featuregäste, sondern wieder als ganze Band aktiv sind, muss man sich zwangsläufig die Frage stellen – wie klingt bzw. wie soll Shoegaze eigentlich im Jahre 2014 klingen? Das will uns mitunter die Schweizer Combo LAST LEAF DOWN erklären, welche zwar bereits seit 2003 aktiv ist, sich aber bis vor einigen Jahren noch mit „dark and doom metal […] with heavy tunes“ begnügten. Jetzt also Shoegaze. „Nimm die Welle mit, bis die Welle bricht“ dichtete ein deutscher Rapper vor nicht allzu langer Zeit.
„Fake Lights“ bietet eine knappe Stunde Musik mit insgesamt dreizehn Songs, welche sich im üblichen Hall- und Delay-Nebel durch musikalische Höhen und Tiefen arbeitet. Zunächst einmal möchte ich aber ein großes Lob an Sänger Benjamin Schenk aussprechen, der sich keinesfalls wie diverse Genre-Kollegen nur hinter Tonnen von Effekten zu versteckt und alle 20 Sekunden die gesungenen Note wechselt. Auf für diese Musik recht beeindruckende Art und Weise gelingt es ihm vielmehr eigene Melodien einzubinden und dabei in seinen besten Momenten sogar ein wenig Mick Moss (ANTIMATTER) zu klingen.
Musikalisch sticht hingegen das staubtrocken produzierte, eigenwillige Schlagzeug hervor. Semi-Post-Punk-affines Drumming scheint ja derzeit voll im Trend zu liegen. Schön und gut, bedenkt man, dass das bei Genre-Clashern wie SÓLSTAFIR ja auch noch irgendwie charmant rüberkommt, aber was genau hat das hier inmitten ausnahmslos verträumter Gitarrenflächen zu suchen? Ja, danke, ich weiß um die Erbschaftsbeziehungen zwischen Post-Punk und Shoegaze, aber hier rauben die unkonventionellen Rhythmen Songs wie dem Opener „In Dreams“ wirklich einen Großteil an atmosphärischem Potential und schneiden sich vielerorts so böse mit den anderen Instrumenten, wie ich es seit NARGAROTHs „Jahreszeiten“-Album nicht mehr erlebt habe. Das ist aber ein anderes Thema, dass ich hier zum Wohle aller nicht vertiefen werde.
Schön zu hören, dass Songs wie „The Thought That I Saw You“ mit längerem Snare-und-Tom-Getrommel und diversem Filtergeschraube dafür zumindest passagenweise auf Abwechslung aus sind, wenngleich die viel zu sterile Snare bzw. die Becken eine wirklich lebendige Intensität im Keim ersticken. Genug dem Gemecker, schließlich soll es ja auch noch weitere Instrumente auf „Fake Lights“ zu hören geben: Die Gitarrenarbeit sticht nicht besonders hervor, spielt also die Rolle, die sie auf einem klassischen Shoegaze-Werk auch einzunehmen hat. Heißt so viel wie immer das gleiche Gefiddel über immergleichen Effekten. Leid tut mir das dann vor allem für Songs wie „An Endless Standoff“, welcher wirklich hübsches Potential bietet und vor allem mit emotional abwechslungsreichen Passagen aufwartet. Ups and Downs eben. Im Gesamtüberblick scheint dem Album eine weitere Gitarrenspur abhandengekommen zu sein, die gelegentlich wirklich Variation in der Dynamik durchsetzen könnte. Am halligen Gezupfe gibt es schließlich nichts, wirklich gar nichts auszusetzen, die gesamte Gitarrenarbeit darf halt nur nicht darauf beschränkt werden. Schließlich zeigten auch SLOWDIVE oder MY BLOODY VALENTINE nie die ganz große Scheu gegenüber zumindest angezerrten Passagen. Da lässt sich noch einiges mehr rausholen!
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