Lantern - Dimensions
Review
Warum die Finnen LANTERN nicht zu den prominenteren Bands im zeitgenössischen Todessektor zählen, ist unbegreiflich. Ihre beiden bisherigen guten Alben “Below” (2013) und “II: Morphosis” (2017) bewiesen ein Händchen für originellen Stil sowie Songwriting mit Klasse, sind aber selbst auf unseren Seiten leider untergegangen. Auch für ihr neuestes Werk “Dimensions” haben sich LANTERN offenbar angemessen Zeit gelassen. Die sechs Songs sind ausgefuchster, unverkopfter Black-Death-Metal, der mit viel Verve als schlüssiges Ganzes Eindruck hinterlässt. Make it or break it!
LANTERN: Talent im Erschaffen neuer “Dimensions”
Eine zartmorbide Lead heißt uns willkommen, paart sich mit knackigen Riffs, die sich nach wenigen Takten in einen schnell mitreißenden Mosh-Part schwedischer Prägung entwickeln, bevor sich der erste Song “Strange Nebula” in eine abwechslungsgreiche Höllenfahrt verwandelt. Von Beginn ziehen die klaustrophobische Atmosphäre und die majestätische Stimme des Sängers mit dem geistreichen Pseudonym “Necrophilos” in einen ganz eigenen Bann. Die unheilvollen Epen der Landsleute DEMIGOD und KRYPTS taugen als Vergleich; doch LANTERN befinden sich durch ihr Faible für verwaschene Gitarrenakkorde mit einem Fuß fest im “moderneren” Black Metal à la SCHAMMASCH. Dadurch herrscht auf “Dimensions” das wohlige Gefühl, tatsächlich andere Welten zu bereisen.
Zudem wartet “Dimensions” mit stimmigen Details auf, die das Album kohärent und spannend machen. Das mit Akustikgitarren und herrlich kaputten, resignierten “Clean”-Vocals ausgestattete Zwischenstück “Portraits” schafft ein originelles Extra-Moment im Fluss des Albums und leitet auf das mit coolen, melodischen Leads versehene “Cauldron Of Souls” hin. Auf diesem Gebiet haben LANTERN im Vergleich zum Vorgänger generell immense Fortschritte gemacht. Das verstärkt den Eindruck, ein sehr liebevoll komponiertes Album zu hören. Gesteigerte Aggressivität bietet “Shrine Of Revelation” (was für eine Klimax!). Doch das Highlight auf “Dimensions” wartet am Ende: “Monolith Abyssal Dimensions” klingt exakt so, wie es der Titel verheißt. Ein lichtloser, desolater Tunneltrip, der beinahe eine Viertelstunde psychotische Spannung über jeden Break aufrechterhält und überdies mit morbiden Horror-Sounds Kopfkino erzeugt. Man kann versuchen, sich das als eine Mischung aus WATAINs “Stellarvore”, CELTIC FROSTs “Danse Macabre”, OBSCURAs “Weltseele” und einem TRIPTYKON-Longtrack vorzustellen. Nach 14 Minuten und einer immer intensiver werdenden Dichte bleibt abrupte Stille – der Cliffhanger funktioniert.
“Dimensions” könnte LANTERN neue Möglichkeiten erschließen
Vielleicht muss es nicht sofort sein, aber grundsätzlich ist die Lust, das Album erneut zu hören, ziemlich groß. In Anbetracht der qualitativen Auswüchse nach oben und unten seitens der Konkurrenz und der Tatsache, dass LANTERN bisher etwas vernachlässigt wurden, war das keineswegs zu erwarten. LANTERN haben ordentlich gemaket, nicht gebreakt und sollten sich somit auf euren immer länger werdenden Listen mit auszucheckenden Bands im oberen Bereich befinden. Darüber hinaus hat “Dimensions” wie auch seine Vorgänger ein grandioses Artwork und könnte ein hübsches Kleinod in der Sammlung werden. Bleibt nur zu hoffen, dass findige Booker*innen aufmerksam werden, sobald sich im Konzert- und Festivalsektor wieder etwas regen kann.
Lantern - Dimensions
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Black Metal, Death Metal |
Anzahl Songs | 6 |
Spieldauer | 38:43 |
Release | 10.07.2020 |
Label | Dark Descent Records |
Trackliste | 1. Strange Nebula 2. Beings 3. Portraits 4. Cauldron Of Souls 5. Shrine Of Revelation 6. Monolith Abyssal Dimensions |