Landmine Marathon - Sovereign Descent

Review

LANDMINE MARATHON kommen aus Phoenix, Arizona und die erste Assoziation, die sich beim Hören ihres Debüts für Prosthetic einstellt, ist eine durchweg positive. Das hat was, das muss jedem auf Anhieb gefallen, denke ich. Der Fünfer hält nicht viel von musikalischer Filigranarbeit oder klassischen so-called Reifeprodukten einschlägiger neu-extremer Death-Metalbands – akustische Intros und elaborierte Gitarrengniedeleien beispielsweise –, umso mehr dafür von planierenden Grooves, eben funktionalen Rhythmen, alles gänzlich unarty.

Ihr Songwriting ist simpel, und reduziert bis aufs Mark. Man könnte die wenigen Riffs dieser Platte ohne Probleme zählen. Ein einziger Song reizt alle ihre Ausdrucksformen aus, die bis an den Rand zum Clipping verzerrte, schlampig gestimmte Gitarren und ein trocken verfahrener Drummer hergeben. So etwas wie ein Überraschungsmoment geht dem Album dadurch natürlich ab. Über die Albumstrecke sind die Songs nicht von Anstrengung befallen, aber sie entwickeln in ihrer skelettierten Rohheit eine derart scharfkantige Catchiness, dass man auch mit hartgesottenem Metabolismus schon mal eine Herz-Rhythmus-Störung bekommen kann.

Sie verkörpern die pure Freude an der physischen Präsenz von Death Metal, die auf engstem Raum bei richtiger Dezibel-Beschallung aus wildfremden Menschen im Handumdrehen nach wie vor eine Schar bangender Gläubiger zu zaubern vermag. Wer BOLT THROWER einmal erlebt, oder zumindest einmal gehört hat, wird wissen, wovon ich rede. So konstruieren LANDMINE MARATHON in vergleichbarer Weise Death-Metal-Kompatibilitäten – mit dem einen Ohr am Puls der Zeit, mit dem anderen versinkend in der gelegentlich wieder auftauchenden Aufmüpfigkeit vergangener Earache-/Roadrunner-Tage, ohne in bloßer Nostalgie zu schwelgen. Denn das Spiel mit den musikalischen Referenzen – man beachte das Dan Seagrave-Artwork! – hat Methode: den Sound und Spirit am Leben zu erhalten und weiter zu transkribieren. Und Musiker, die von der Tradition eine Verbindung in die Gegenwart knüpfen können, sind für die Musik wichtiger denn je geworden.

23.04.2010
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