Ich muss zugeben, dass ich mich bei dieser Kritik ziemlich schwer getan hab. Beginnen wir also mit dem Teil, der am einfachsten fällt: Eine bloße Wiedergabe von möglichst objektiven Fakten. Positiv zu vermerken ist, dass Thomas Rainer an seiner Stimme gearbeitet hat und fast an Sonja Kraushofer rankommt, angenehmerweise aber immer noch eher im Hintergrund agiert. Pseudo-gothische Sprechaktionen wie im Intro von „Du Siehst Mich Nicht“ sind zwar relativ lächerlich, allgemein funktioniert seine Stimme mittlerweile aber sehr gut. Als negativ für alle Die-Hard Fans der Band, stellt sich aber heraus, dass Kollege Phoenix in seiner „Dein Herz“ Kritik (Song als Bonus Track auch auf dem Album) recht hatte, und die Band tatsächlich viel von ihren alten Wurzeln verloren hat, um nun kommerziellen Rock runterzuzocken. Als Dank wurde er auch mit eben einem solchen locker rockigen Ohrwurm namentlich verewigt – „Phönix“ (einer der besseren Songs) passt thematisch in dieselbe Schiene, wie die Single, die er rezensierte.
Jetzt kommt aber der große Kniff: Genau diese durchgeweichten eingängigen Ohrwürmer, wie „Herzschlag“, „Nur Du“, oder eben „Phönix“ gehören zu den Highlights des Albums. Die Texte haben zwar Schlagerniveau, die Melodien und Akkorde setzen sich aber erfolgreich im Gehörzentrum fest. Ganz im Gegensatz zu den Liedern, die wohl ein Stück zurück in Gothic/Industrial Gefilde gehen sollten und einfach nicht an dieses hohe Niveau anknüpfen können (Gegenbeispiel: Das gelungene DIARY OF DREAMS-hafte „Destiny“). L’AME IMMORTELLE haben sich vielleicht nicht die beste Nische für Metalfans ausgesucht – fühlen sich dort aber sichtlich wohl.
Etwas unglücklich verhält sich die Platten auch beim Kompositionsfehler Nr. 1 im Gothic-bereich: Zuviel Liebe zum gewöhnlichen Strophe-Refrain Muster. So hat „Sometimes Love Is Not Enough“ seine besten Momente nach einer getragenen zweiminütigen Irrfahrt bei der ersten Wiederholung des Refrains – verliert sich danach aber wieder in einem ausdruckslosen Mittelteil und der finalen Refrainwiederholung. Etwas mehr Dramaturgie, und der Song hätte problemlos die Scheibe würdig abschließen können. Mit „Der Letzte Akt“ ist aber dennoch ein starker Abschlusstrack vorhanden.
Somit überzeugt die Platte zwar, aber mit einem zugegebenermaßen mulmigen Nachgeschmack. Dennoch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung an alle Fans der Band, oder Schlagerliebhaber, die auf Metal umsteigen wollen.
Das neue L’âme Immortelle Album ‚Auf deinen Schwingen‘ ist leider eine ziemlich durchschnittliche Platte geworden – soviel schoneinmal vorweg.
Es ist zwar nicht so schlimm wie ich befürchtet hab, aber trotzdem weit weg von der Genialität einer ‚Als die Liebe starb‘ – die ich nach wie vor für das beste Album von L’âme Immortelle halte.
Die erste Hälfte des Albums ist durchaus schön anzuhören (hervorzuheben sei hier ‚Du siehst mich nicht‘ und ‚Phönix‘), aber verliert sich dann leider in ziemlicher Belanglosigkeit, je weiter das Album voranschreitet.
Zur Nebenbei-/Hintergrundbeschallung ist ‚Auf deinen Schwingen‘ durchaus von Nutzen
Bei ‚Wohin‘ covern sich L’âme Immortelle übrigens ein wenig selber. Wer ‚Aus den Ruinen‘ kennt, weiß wovon ich rede…