„Parental Advisory – Explicit Content: Strong Language.“ Fuck, so ist es! „As The Palaces Burn“ ist eine der tiefgründigsten und privatesten Band-Dokumentationen, die ich jemals zu Augen bekommen habe und ich spreche bereits im ersten Satz eine eindeutige Empfehlung aus – nicht nur für alt eingesessene Die-Hard-LAMB OF GOD-Fans eine lohnenswerte Investition!
Zwar besteht „As The Palaces Burn“ aus zwei DVDs, aber der (vermutlich auch gewollte) Fokus liegt auf der ersten DVD – dem Film, welcher bereits in den Kinos zu sehen war (eine CD gibt’s zum Film übrigens auch). Die „Tour“ startet als normales Special zu einem Album: Man zeigt dem Zuschauer das private Umfeld der Band, Richmond Virginia, Mark und Chris mit ihren Töchtern, den Spagat zwischen LAMB OF GOD-Bandmitgliedern und den Personen hinter der Band. Befreundete Musiker geben ein Statement ab (zum Schmunzeln bringt hierbei GWARs Oderus Ungerus‘ [R.I.P.] Interview) und die Jungs, welche inzwischen alle die 40er-Marke geknackt haben, geben sich selbstkritisch, reflektierend und nicht zuletzt sehr sympathisch. Man bekommt einen Eindruck davon, dass es sich nicht nur um eine beruflich bedingte Formation handelt, sondern dass mit jedem Auftritt bewusst ist, dass die Fans der Grund für den Erfolg der letzten Jahre und die Bande untereinander sehr viel mehr als nur geschäftlich sind. Es gibt einen Flashback durch alte Tapes und nach und nach wird ein wesentliches Thema angesprochen: Die Vergangenheit, das Rockstar-Leben einer Metal-Band, der damalige Alkoholkonsum und die damit entstandenen Probleme. Jedes Bandmitglied gibt zu, dass die Grenzen zeitweilig überschritten wurden, die größte Sorge seinerzeit jedoch Randy galt, dessen Verhalten in Folge dessen oft ins Negative umschlug. Der Frontmann, den man nun in der Doku sieht, hat allerdings mit dem Randy Blythe von vor drei, vier Jahren nichts mehr gemein, er hat sein Leben in den Griff bekommen und erscheint selbstsicher, nachdenklich, aber positiv und inspiriert. Der Unterschied zwischen der Person auf der Bühne und dem Typ von nebenan könnte größer nicht sein und man bekommt einen kleinen Einblick in das Tourleben: Zwei Fans, ein kolumbianischer Taxifahrer und ein indisches Mädel aus Mumbai, erzählen, was Ihnen Metal in ihrem Leben bedeutet und beide gehen letztendlich auf eines der LAMB OF GOD-Konzerte. Alles erscheint ganz normal, bis LAMB OF GOD am 27.06.2012 bei Einreise in die Tschechische Republik bereits im Flieger von bewaffneten Sicherheitsbeamten abgepasst werden und Randy mit der Anklage der „fahrlässigen Tötung“ eines Fans während eines Konzerts zwei Jahre zuvor inhaftiert wird.
Ich denke, wer die Schlagzeilen damals verfolgt hat, weiß, wie die Geschichte letztendlich ausging, aber diese DVD bietet einen dermaßen tiefen und privaten Einblick, dass man teilweise sprachlos vor dem Bildschirm sitzt, mitfiebert und nicht zuletzt alle Seiten der Vorkommnisse kennen lernt. Es ist dabei jedoch nichts inszeniert, es hat sich vielmehr als Vorteil erweisen, dass der Mann hinter der Kamera bereits im Vorfeld ein sehr guter Freund der Bandmitglieder und deren Familien geworden ist. Gewisse Dinge und Themen, die niemanden etwas angehen, werden nicht gezeigt, was einmal mehr einen positiven Eindruck vermittelt und die anfängliche Sorge um „Geldmacherei mit einem reißerischen Thema“ stillschweigend liegen lässt. Was man jedoch zu sehen bekommt, sind nicht nur die Reaktionen aller Beteiligten seitens der Band, sondern auch die damaligen Sorgen und Ängste der Jungs, die Unsicherheiten, die Unstimmigkeiten, die Angst um Randys seelischen Zustand und die eigentlichen Hintergründe der Festnahme. Dabei erhält man nicht nur die Statements, sondern wird in die Vorbereitungen zum Prozess, die Beweisführung, die Probleme des dortigen Rechtssystems und auch zum Prozess selbst mit hineingeführt. Ganz wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass der Verstorbene namens Daniel (R.I.P.), seine Familie, seine Freunde, die die Anklage aussprachen, keineswegs als „die Bösen“ dargestellt werden.
Zwar gibt es wie gesagt noch eine weitere DVD, mit Inhalten wie Reiseberichten, Konzertmitschnitten, Erlebnissen während den Touren, aber diese werden wie beschrieben zur Nebensache, auch wenn sie natürlich interessant sind. Durch eben diese Mehrmenge an Informationen kann man sich über die „Geschichte“ seine eigene Meinung bilden, die Aufmachung ist in Ordnung, leider gibt es jedoch keine Untertitel, weswegen man des Englischen einigermaßen mächtig sein sollte, um überhaupt zu verstehen, wovon gesprochen wird. Im Hinblick auf den tragischen Hintergrund des Inhalts verzichte ich auf eine Bewertung, muss an dieser Stelle jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass diese Doku das Gefühl vermittelt, dass LAMB OF GOD ihren Fans auch jedes noch so kleine Detail zu den Geschehnissen zeigen wollen, ohne dabei jedoch die Umstände selbst zu verurteilen. Ich habe gelacht, nachgedacht, mitgelitten, nachempfunden – aber der Moment, in welchem das Urteil ausgesprochen wird und man Randy unverwandt ansieht, stellt die meisten Hollywood-Veröffentlichungen dieses Jahrzehnts absolut in den Schatten und ich bin froh, dass dieser Einblick gewährt wird.
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