Lakehurst - Close Your Eyes

Review

Ihren Bandnamen haben LAKEHURST dem Schauplatz der „Hindenburg“-Katastrophe entliehen. Dort endete vor knapp 70 Jahren die Ära der großen, Wasserstoff-gefüllten Luftschiffe. Von den Plänen, das Ende der Hindenburg in einem Konzeptalbum zu thematisieren, kam das hessische Quintett jedoch schon bald ab. Nach zehn Jahren und diversen Line-Up-Wechseln wurde im Jahr 2000 schließlich in Eigenregie das Debütalbum „Miracles“ veröffentlicht, das zwei Jahre später von einer EP gefolgt wurde. Eilig scheinen es LAKEHURST mit ihren Veröffentlichungen nicht zu haben, denn erst weitere vier Jahre später erschien nun mit „Close Your Eyes“ ihr in Eigenregie produziertes zweites Studio-Album.
Vielleicht hätte man das ursprüngliche Konzept doch wieder aufgreifen sollen, denn textlich geben sich LAKEHURST sehr monoton. Hier wird tief in der Beziehungskiste gewühlt, wobei die melancholisch angehauchten Trennungsgeschichten natürlich weit mehr hergeben und deshalb auch zahlenmäßig gegenüber den „Happy-End“-Stücken überwiegen. Von dieser etwas einseitigen Thematik sollte man sich jedoch mitnichten abschrecken lassen, denn über die kitschigen Platitüden mancher Pop-Schnulzen ist man trotz allem weit erhaben.
Musikalisch zeigen LAKEHURST wie moderner Hard Rock im dritten Jahrtausend klingen sollte. Anfangs fühlt man sich vor allem an die Ulmer DIE HAPPY erinnert, lernt aber bald die Eigenständigkeit des Hanauer Quintetts zu schätzen. Der gelungene Opener „The Reason“ wird von modernem Gitarren-Riffing eingeläutet, auf das ein über das Album verteilt immer wieder angenehm ins Ohr fallende Piano und schließlich die starke Stimme von Frontfrau Nicole Braun einsetzen. Mit „Sorrow“, „The Game“ und leisen Hammond-Sounds in „Forget It“ geht es auf hohem Niveau, aber ohne große Überraschungen weiter.
Gerade bevor sich die ersten Anzeichen von Langeweile einschleichen können, bringt das als ruhige Piano-Ballade beginnende und mit dezentem Streichmusik-Einsatz das Ohr umschmeichelnde, im Refrain jedoch äußerst kraftvolle „For You“ frischen Wind in die Platte. Spätestens hiermit ist dem Quintett ein astreiner Mitsing-Hit gelungen, der bei einer größeren Medienaufmerksamkeit auch in den Mainstream-Charts bestehen könnte. Es folgt „Not Enough“, das besonders mit seinem mächtigen Groove in der Bridge rasch ins Blut geht. „I Feel High“ merkt man hingegen die 80er-Jahre-Wurzeln der Formation deutlich an. Der locker-leichten Singalong-Titel „Angel“ oder der mit einem leicht funkig anmutenden Gitarrenriff veredelten „Believe It“ kleiden sich wieder deutlich moderner, bevor das Album mit „Sorry I Can’t Wait“ einen träumerischen Ausklang nimmt.
Abgerundet wird dieses beachtliche Zweitwerk von einem genial-schlichten Artwork, das dem einer Major-Produktion in nichts nachsteht. Hier stimmen auch Details wie die CD-Beschriftung mit einem vielsagenden „close your eyes… / …and listen“. Dazu passend wurde die beigelegte Bonus-DVD mit einem „Open your eyes… / …and see“ versehen. Diese enthält die beiden älteren LAKEHURST-Stücke „Ludmilla“ und „Stay“, unterlegt mit Bildern, die neben kurzen Backstage-Impressionen auch einen guten Hinweis darauf geben, dass ein Besuch bei einem Live-Gig der Hanauer sein Geld vermutlich absolut wert wäre.

27.06.2006

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