Ich weiß nicht, ob es in der Geschichte schwedischen Death Metals jemals eine Band gab, die nach ein paar Jahren eher wie PINK FLOYD auf Acid als wie DISMEMBER klang, aber ich vermute, LAKE OF TEARS sind damit recht alleine auf weiter Flur. Nach dem aus Budgetrgründen recht pappigen „The Neonai“ und dem 2004er Comeback „Black Brick Road“, das für mich leider immer ein wenig zahn- und gesichtlos geblieben ist, blasen Goldkehlchen Daniel Brennare und seine pilzbehüteten Mitstreiter offenbar endgültig zum Marsch auf die großen Metalbühnen dieser Welt. Zu gönnen ist es ihnen nach 13 Jahren harter Arbeit und einigen wirklich exquisiten Alben, die nie so recht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen haben, allemal.
Was also haben wir da auf „Moons And Mushrooms“… mit „Last Purple Sky“ gehen die Jungs auf Nummer Sicher: ein Midtempo-Rocker mit fettesten Gitarren, Riffs, die einfach nur catchy sind, stampfendem Discobeat und Daniels unverwechselbarer Stimme, an der er seit „Black Brick Road“ hörbar gearbeitet hat. Das Stück könnte ohne Problem auch LOTs Hochphase zwischen 1995 und 1999 entsprungen sein, weil es alles verbindet, was die Band seit jeher ausmacht: Einprägsamkeit, Melancholie, psychedelische Stimmung, Rock, Drogen. Über die Drogen lässt sich reden…
„You Better Breathe While There’s Still Time“ ist nicht, wie der Titel suggeriert, die typische LOT-Ballade, die auf keiner ihrer Platten gefehlt hat – stattdessen überraschenderweise ein durch den Hirnwolf des Daniel Brennare gedrehtes Stück Hardrock, zu dem sich neben Bangen auch Luftgitarrespielen und Hüftschwingen anbieten. Stillsitzen jedenfalls gilt nicht! Mit dem wunderschön ruhig beginnenden „Waiting Counting“, einem Lied, zu dem es sich ideal Sterne beobachten lässts, ist in metaltechnischer Hinsicht mit BLACK-SABBATH-artigen Doomparts ebenfalls nicht zu unterschätzen. Im Prinzip rockt jeder der acht Songs auf „Moons And Mushrooms“ für sich recht anständig, selbst die (nun doch!) Ballade „Life A Leaf“, die nicht nur mit einem zum Heulen schönen Refrain, sondern auch mit Bluesgitarren und Hammondorgel besticht. Hier zeigt sich wieder Daniels einzigartige songschreiberische Fähigkeit und Handschrift, mit der er wahrscheinlich im gesamten Rockgenre alleine sein dürfte. Sicherlich ist der Mann kein Genie, dafür ein sehr ehrlicher Musiker.
Ich glaube, dass „Moons And Mushrooms“, entgegen seinem Titel und dem Klischee der in permanentem Grasdunst schwelgenden vier Schweden, ein Stück rationaler und weniger tieftraurig ausgefallen ist als beispielsweise „Headstones“ und vor allem „Forever Autumn“. Es fehlt das ganz große Pathos, vielleicht fehlt auch „die Single“, wenn eine Band wie LAKE OF TEARS es jemals nötig gehabt haben sollte, auf so etwas wie Vermarktbarkeit zu schielen. Dafür ist die Platte gesamt gesehen ein verdammt gutes Stück emotionalen, aber gefestigten und gereiften Rocks, und mit Sicherheit eines der besten LOT-Alben. Meiner Ansicht nach nicht das beste, aber das liegt daran, dass ich leider nicht mehr 15 bin, und auch nicht 19. Der Schauer, der mir bei einem ganz großen Stück wie dem abschließenden „Planet Of The Penguins“ über den Rücken huscht, ist glücklicherweise immer noch der gleiche.
Dringende Kaufempfehlung, einziges Manko: wieder viel zu kurz. 8 reguläre Songs sind etwas wenig, die sind dafür aber in bester Qualität.