Laibach - Volk

Review

Mit „Volk“ liefern die Slowenen respektive NSK Staatsbürger LAIBACH mal wieder gewohnt „harte“, provokante und unbequeme Klänge ab. Auch dieses Album reizt den Hörer, regt zum Nachdenken an, ist kontrovers, will nicht gefallen und tut es trotzdem…manchmal. Selten lagen Faszination und Abscheu so dicht beieinander. Die musikalische Avantgarde äußert sich auf „Volk“ in einer Ansammlung von 14 verschiedenen Interpretationen diverser Nationalhymnen. Das Künstlerkollektiv hat es sich zur Aufgabe gemacht, basierend auf Originalhymnen oder deren Inspiration neue Adaptionen zu erschaffen und mit Klischees zu spielen, was erstmal für etwas Verwirrung sorgt.

Den Anfang macht unser aller Deutschlandlied, und was muß man da hören: „Deutschland, Deutschland über alles…!“. Politisch korrekt/inkorrekt wie eh und je, provozierend, das sind einfach LAIBACH, welche sich noch nie vor irgendwelchen mehrdeutigen Zitate scheuten. Die Interpretation beginnt sehr langsam, leise, getragen, mit Piano, sanfter Stimme, (Kuh-?)Glocken im Hintergrund, im Verlauf wird das Stück mit einem entsprechenden Beat unterlegt und bekommt Chorarrangements. Weiter geht es mit der Hymne des Landes der angeblich unbeschränkten Möglichkeiten, der USA. Dieses klingt melancholisch und zynisch zugleich, im Hintergrund hört man Polizeisirenen, Samples, Kirchenglocken. Das von Geräuschen aus einem Pub eingeleitete „Anglia“ ist wiederum von JOHN BULLs „God Save The Queen“ inspiriert. So setzen LAIBACH ihren eingeschlagenen Kurs auf „Volk“ fort, basierend auf dem Sound des Vorgängers „W.A.T.“, wenngleich hier alles gezügelter, wärmer, softer und zurückhaltender klingt. Auch die gewaltigen und bombastischen Drumsounds wurden zurückgefahren. Hierzu tragen vor allem die vermehrt eingesetzten Pianoklänge sowie die verschiedensten Gastsänger, u. a. auch ein Kinderchor, bei. Diese Gastsänger zitieren die Hymnen selbst, während LAIBACH Sänger Milan Fras auf unverwechselbare Weise wie immer seine tiefe, gewaltige, eindringliche und beschwörende Stimme erklingen lässt, kommentierend zwischen Zynismus und Satire schwankend, und damit jedwede Form von Lieblichkeit strikt unterbindet. Das Ganze wird natürlich mit dem für die Gruppe typischen Epos und Pathos vorgetragen. Die einzelnen Songs ähneln sich dabei von der Struktur, die Band bedient sich der Originale, nimmt diese auseinander, und bastelt daraus (poppige) LAIBACH Hymnen.

„Volk“ ist ein Album voller unbequemer Stücke, welche immer wieder zwischen „Gefallen“ und „Nichtgefallen“ schwanken, mit Passagen, die abwechselnd Weh tun, an anderer Stelle das Herz berühren, die Nackenhaare sträuben lassen, um doch wieder Gänsehaut zu vermitteln. Als Ganzes gesehen kann „Volk“ nicht ganz mit „W.A.T.“ mithalten, Respekt gebührt LAIBACH aber für dieses Werk auf jeden Fall.

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09.10.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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