Lagwagon - Railer

Review

Reichlich verspätet kommt mit LAGWAGONs “Railer“ noch ein Cali-Punk-Leckerbissen auf den stählernen Seziertisch von metal.de. Wobei eine Band, die 2019 mit einem solchen Cover aufwartet, kein Problem mit Verspätung haben dürfte. Aber warum auch nicht: LAGWAGON dominierten die kalifornische Punk-Szene in den 90ern zusammen mit Bands wie GREEN DAY, RANCID und THE OFFSPRING. Dass ihnen nie der gleiche kommerzielle Erfolg vergönnt sein sollte, sagt wie immer erst einmal gar nichts aus. „Railer“ jedenfalls ist ein spielfreudiges Spätwerk, wie es sich die oben genannten nur wünschen könnten.

LAGWAGON haben mehr als nur vier Akkorde im Gepäck

LAGWAGON verstehen sich im Jahre 2019 herausragend gut darauf, ihre Songs zwischen fast schon schmerzhafter Eingängigkeit im Stile von BAD RELIGION (minus der derartig ausgeprägten Harmonien) und durchaus anspruchsvollem und vor Energie strotzendem Riffing zu platzieren. „Stealing Light“ macht mit flirrenden Leadgitarren und glasklaren Bassläufen direkt einen amtlichen Anfang. „Stealing California“ greift ebenso wie das spätere „Dangerous Animal“ oder auch „The Suffering“  klar metallische Elemente auf. Mehr als vier Akkorde und hochinfektiöse Singalongs schließen sich hier beileibe nicht aus.

Zwar machen „Lagwagon“ beispielsweise in einem Song wie „Bubble“ mehr als deutlich, dass sie alles andere als verklärte Nostalgiker sind, soundtechnisch stecken sie natürlich dennoch knietief in den 90ern. Doch was auf die alten Tage an Innovationskraft fehlt, machen LAGWAGON mit viel Energie an den Instrumenten und starken lyrischen Momenten problemlos wieder wett. „Parable“ und „The Suffering“ integrieren zudem angenehm unkitschig eigentlich ziemlich verbrannte Elemente wie Kindergesang und bedeutungsschwangere Spoken-Words-Passagen in das Album. „Railer“ ist rund von vorne bis hinten.

So kann man sein musikalisches Erbe würde vertreten

Spoiler, bevor wir zum Ende kommen: „Auf Wiedersehen“ hat leider keine einzige deutsche Zeile. Ein Punktabzug dafür wäre allerdings doch ein bisschen unverhältnismäßig. Die 35 Minuten von „Railer“ vergehen wie im Flug, sind gespickt mit Ohrwürmern, messerscharfen lyrischen Kommentaren und Spielfreude. So kann man sein musikalisches Erbe würdig vertreten: LAGWAGON machen es vor.

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21.01.2020

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