Lafrontera - Humenace

Review

Die aus Kiel stammenden LAFRONTERA sind ein gutes Beispiel für eine Band, die Redakteure immer wieder in eine ambivalente Schreibsituation bringt. Einerseits hat man Respekt vor der Arbeit und der Zeit, die die Jungs in ihr Produkt investiert haben. Gerade wenn man selbst Musik macht, ist bekannt, dass Studioarbeit alles andere als entspannend ist und man mag deshalb eigentlich keine schlechte Kritik schreiben. Andererseits hat man, in der Öffentlichkeit arbeitend, auch eine Verantwortung den Lesern gegenüber, die ihr Geld in die von uns beschriebenen Scheiben stecken.

Deswegen komme ich auch direkt zum großen Problem von “Humenace“, dem Gesang. Die Stimme von Sänger Marko Hempf ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn er zu den Thrash-Kompositionen der Band shoutet, macht er wirklich Druck und passt hervorragend zu sehr guten, Songs wie “No Land Of God“ oder “The Beginning“. Die Stimme passt in dieser Form perfekt zu den schön aggressiven Thrash-Metal-Riffs der Band. Da LAFRONTERA ihren Stil aber selbst als Melodic-Thrash-Metal bezeichnen, versucht Marko Hempf in den Songs auch betont melodisch zu singen und das gelingt ihm in vielen Fällen leider nicht. Beispiele hierfür sind die Tracks “Follow Me“ und “Deserted“. Er liegt hier tonal teilweise so arg daneben, dass es nicht mehr schön anzuhören ist. Da braucht mir auch keiner mit “künstlerischer Freiheit“ oder dergleichen Begriffen kommen, die sind sowieso überstrapaziert und in diesem Fall deplatziert. Hier wäre einfach etwas Gesangsunterricht nötig. Oder, was natürlich auch gehen würde, Marko bleibt beim Shouten. Denn das passt ja sehr gut zu den Songs von LAFRONTERA.

Musikalisch würde ich die Band irgendwo zwischen CORONER, alten VENDETTA und SECRECY einordnen. Das heißt, der Hörer bekommt anspruchsvollen Thrash-Metal zu hören, der streckenweise locker internationales Niveau erreicht. Die Songs sind mit Augenmerk auf Details geschrieben worden und zeichnen sich nicht nur durch treibendes Riffing aus, sondern auch durch viele Tempowechsel und Breaks. Produktionstechnisch ist auf “Humenace“ ebenfalls alles im grünen Bereich. Auf dieser Seite der Medaille glänzt also alles. Auf der Anderen steht der sehr spezielle und eigensinnige Gesang über den man nicht hinweg hören kann. Daher die Wertung wie sie unten steht. Ich habe es mir mit diesem Review wirklich nicht leicht gemacht (auch ein Grund, warum es erst jetzt online ist), aber bei allem Wohlwollen gehen mehr Punkte hier einfach nicht. Ich hoffe, ich kann beim nächsten Mal mehr Zähler locker machen.

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02.03.2009

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