La Dispute - Rooms Of The House

Review

LA DISPUTE melden sich endlich mit „Rooms Of The House“ zurück, viel zu lange erschien die Zeit seit dem bejubelten Zweitwerk. Was ist in diesem Zimmer passiert, vor 20 Jahren? Vor 3 Jahren? In 5 Jahren? Wo ist der Moment von gerade eben hin, wohin gehen die Gefühle, wie wertvoll und vergänglich ist ein Lachen oder ein Schluchzen? Sicherlich kann jeder nachdenkliche Mensch das Konzept der Platte nachvollziehen und die Frage nach Vergänglichkeit hat sich schon mancher gestellt. Die Tatsache, dass man die Zeit nicht anhalten kann, dass geliebte tote Menschen nicht zurückgeholt werden können und alles innerhalb von Sekunden verpuffen kann – eine bittere Wahrheit und eine Erkenntnis, die jeden ohnmächtig und traurig zurücklässt. LA DISPUTE setzen genau hier an und unterhalten uns mit Geschichten, deren Tragik häufig im Subtext versteckt ist. Eines vorab – die Hürde der dritten, wegweisenden Platte, haben die fünf Musiker aus Michigan mühelos genommen.

Mal beruhigend und lediglich von der ständig selbst rezitierenden Melodie einer Akustik-Gitarre gestützt („Woman (in Mirror)“), aufwühlend und zerrend („For Mayor In Splitsville“) oder auch wütend durch melancholische Welten stampfend und vom lauen Lüftchen in Orkan wandelnd („Stay Happy There“) – LA DISPUTE sind noch vielseitiger geworden und haben so manchen der vormals unnötigen Schlenker eingespart. „Woman (reading)“ stellt eine Art melancholischen Freifall dar, ungewohnt harmonisch startend wird das Stück immer heftiger, grober und schreit dem Hörer in Ohr und Seele, nur um am Ende ausgelaugt vor den Füßen dessen die letzten, erschöpften Atemzüge zu tun. Für mich ein Höhepunkt der Platte! Das folgende „Extraordinary Dinner Party “ ist für LA DISPUTE-Verhältnisse schon fast harmlos und das Drama verbirgt sich hier eher im Detail der beschriebenen Begebenheiten. Auch wenn die Intensität von „King Park“ nicht erreicht wird, dann ist „THE CHILD WE LOST 1963“ doch sehr nah dran. „Rooms Of The House“ wirkt schlüssiger und überzeugender und auch wenn der überraschende „Ah-Effekt“ natürlich diesmal schwächer ist, dann reiht sich die Platte doch mindestens mit „Wildlife“ auf Augenhöhe ein, für mich persönlich sogar einen Hauch darüber.

Musikalisch hervorzuheben ist „First Reactions After Falling Through Ice“ – mit einfachen Mitteln zaubern die Fünf einen dichten Song, der den Hörer einerseits beruhigend einhüllt und gleichermaßen für fiese Stiche im Herzen sorgt. Auch bei LA DISPUTE läuft also einiges nonverbal ab, aber gute Englischkenntnisse sind nicht gerade hinderlich beim Genuss von „Rooms Of The House“. Jordan Dreyer ist omnipräsent und hat einiges zu erzählen. Da der Amerikaner großen Wert auf Details legt, darf man hier natürlich nicht mit dem üblichen Strophe-Refrain-Strophe-Schema rechnen, sondern mit spannenden, ausführlichen Geschichten, gerne auch fernab jeglicher Reim-Form und in ungewöhnlichem Takt marschierend. Der Sound ist auf „Rooms Of The House“ gleichwertiger abgemischt, wer also die Dominanz des Gesanges bei „Wildlife“ störend fand, darf aufatmen. Auch kompositorisch sind LA DISPUTE etwas leichter zugänglich geworden, trotzdem nicht minder packend. LA DISPUTE berühren dich da, wo du dich selbst noch nicht bewusst gefühlt hast. Sensible, feinfühlige Menschen, die wissen wie es sich anfühlt wirklich traurig und ernüchtert vom Leben zu sein, werden LA DISPUTE sicher intensiver erleben, als andere. Immer schön im Hinterkopf behalten…everything is happening at once!

17.03.2014

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