Würde man nicht genau hinschauen, so könnten L1MBUS recht schnell als eine weitere Band der aktuell vor sich hin schwappenden und größtenteils charakterlosen NDH-Welle abgestempelt werden, bei welcher mehr Wert auf Show und Verkleidung, als auf die Musik an sich gelegt wird. Dies ist bei L1MBUS und ihrem Erstwerk „Die Heilung“ jedoch zum Glück nicht der Fall – auch wenn eine venezianische Maske und farbige Kontaktlinsen zum Erscheinungsbild des Trios aus Freiburg gehören. Das Debüt ist zwar bereits seit einiger Zeit als physisches Exemplar erhältlich, steht jedoch seit Kurzem nun auch als digitale Version über die gängigen Bezugsquellen zur Verfügung.
L1MBUS – „Die Heilung“: Ein Ritt auf der Rasierklinge!
Mit ihren Songs setzen sich L1MBUS gekonnt zwischen die Stühle aus NDH, Darkrock sowie leichten Metalanleihen und lassen mit diesem Ansatz durchaus aufhorchen. So werden neben den typischen NDH-Stakkato-Riffs zahlreiche eingängige sowie auch stimmungsvolle Synthies eingebracht, die das Ganze in eine melancholische Richtung reisen lassen. Dazu trägt auch Bandkopf und Sänger Sinistry bei, der zwar nicht immer die Töne trifft, aber leidenschaftlich bei der Sache ist. Einem Konzept folgend, wurde „Die Heilung“ in drei Kapitel mit jeweils drei bis vier Songs aufgeteilt, wodurch der Heilungsprozess in Etappen vollzogen wird. Ein Extralob darf für die Experimentierfreude ausgesprochen werden, die L1MBUS an den Tag legen: So überraschen in „Nordmann“ beispielsweise Akkordeonklänge, wohingegen in „Kinder Des Zorns“ animalische Rufe zu vernehmen sind, die so nicht zu erwarten waren. In „Vergissmeinnicht“ wird sich teilweise Rap-Elementen bedient, sodass Langeweile auf jeden Fall fehl am Platz ist. Bemerkenswert dabei ist, dass sich trotz der unterschiedlichen Einflüsse und Ideen kein Flickenteppich aus einzelnen Songs ergibt. Aber damit kein falscher Eindruck ensteht: Sicherlich ist auf „Die Heilung“ nicht alles Gold, was glänzt. Denn richtig ausgereift ist das Endprodukt leider noch nicht, wobei der Ansatz definitiv vielversprechend ist. Am deutlichsten Luft nach oben bleibt insbesondere beim Gesang (z.B. “ Tag 1″, Titeltrack, …), der über weite Strecken zu dünn bleibt, was insgesamt aber auch auf den Sound zutrifft, der schlussendlich kein homogenes Gesamtbild ergibt.
L1MBUS vollbringen mit „Die Heilung“ ein kleines Kunststück
Somit vollbringen L1MBUS mit ihrem Debüt „Die Heilung“ das Kunststück, trotz einiger Mankos und eines gewissen Dilettantismus‘ durchaus auf Anklang zu stoßen. Dies liegt vor allem an der Auswahl sowie Zusammenführung von unterschiedlichen Stilelementen inklusive gelungener Experimente. Da die junge Band noch am Anfang steht bleibt festzuhalten: Sofern noch ein paar Briketts mehr für ein insgesamt ausgereifteres Endergebnis draufgelegt werden können, darf gerne wieder ein Ohr riskiert werden.
Gute Ansätze, die man mit einer richtigen Produktion sehr gut hätte umsetzen können. Mir klingt es zu sehr nach Proberaum-Heimaufnahme. Solche Art von Musik muss übergroß ins Ohr gehen. Songwriting ist gut. Aufnahme und Produktion leider nicht.
Top Album !!
Sehr gutes Album. Noch Underground. Wie ich in Erfahrung bringen konnte haben die Jungs wirklich alles selber aufgenommen, ohne großem Studio dahinter. Dafür klingt es mehr als saftig. Jeder einzelne Song ist was besonderes und läuft sofort in die Ohren. Die Texte verursachen Gänsehaut bis Tränenfluss sobald man sich reingehört hat. Meiner Meinung nach eine Frage der Zeit bis die Jungs große Konzerthallen füllen. Man sollte sie auf jeden Fall im Auge behalten.