Ich fühle mich durch diese CD an meine Jugend erinnert. Ja, ein ewig gestriger Hassbatzen, der an eine Zeit erinnert, als Black-Metal noch roh und super war und alle nichtkommerzielle Untergrundmusik gespielt haben, ist „In Hoc Signo Vinces“ ganz sicher… NICHT. Schön wär’s gewesen, aber a) war diese sagenumwobene Ära vor meiner Zeit und b) erinnert mich L’ODRE DU TEMPLE vielmehr an Computerspiele. Das ist zwar weniger cool, aber ehrlich.
Das italienische Projekt des viel beschäftigten Davide (auch bei ENETH, DOLCINIAN und FOURTH MONARCHY) malt synthetische Klanglandschaften, die mich persönlich zuallererst an diverse PC-Spiele aus dem 90ern erinnert haben. „Epic Medieval Black Metal“ nennt man das Ganze, wobei der Black-Metal-Anteil sich auf einige wenige Lieder auf dem hinteren Teil des Werkes beschränkt. Den Löwenanteil des Tonträger dominieren Keyboardklänge, Samples, programmierte Beats und hin und wieder Gekrächze und klare Gesänge. Gitarren und prügelnde Drums finden sich, wie gesagt, nur gegen Ende hinzu. Ich will ganz ehrlich gestehen, ich habe von diesem Bereich der düsteren Musik keine Ahnung. Einen Anhaltspunkt könnte ich mit NEBELKORONA geben, allerdings trifft es das nur sehr bedingt, da L’ORDRE DU TEMPLE wesentlich mittelalterlicher angehaucht ist. Die „künstliche“ (was weniger negativ gemeint ist, als es klingt) Ausstrahlung der Musik ist allerdings vergleichbar. Eine Gruppe, die es schon eher trifft und die sicherlich auch Inspirationsgeber war, ist SUMMONING. Mit dieser Formation habe ich mich allerdings auch nur peripher beschäftigt, aber die Musik ist definitiv ähnlich. Da ich hier aber einfach nicht tiefer einsteigen kann, werde ich einfach mal meinen Höreindruck als Genre-Laie beschreiben:
Zunächst hat mich die synthetische Ausstrahlung des Werkes ein wenig irritiert, schließlich würde ich vergangene Zeiten eher mit handgemachter Musik assoziieren, aber darüber lässt sich sicherlich hinwegsehen. Den Computer-Spiel-Eindruck habe ich ja eingangs bereits erwähnt, aber L’ORDRE DU TEMPLE kommt insgesamt einfach sehr soundtrackhaft rüber, von daher trifft es das in meinen Augen am besten. Aber ich muss auf jeden Fall sagen, dass „In Hoc Signo Vinces“ sehr stimmungsvoll ist und einige Melodien haben großes Ohrwurmpotential. Folklorig-fröhliche Teile werden zum Glück nur sekundär behandelt und in der Hauptsache ist die CD sehr episch. Textlicher Anhaltspunkt ist hierbei übrigens die Geschichte der Tempel-Ritter. Ein Thema, zu dem ich nicht groß viel sagen kann, aber das zumindest ein wenig origineller ist, als der x-te Tolkien-Aufguss. Ich kann für mich aus alledem schließen, dass L’ORDRE DU TEMPLE ein Album gelungen ist, das für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig klingt, aber definitiv in sich stimmig ist und sich gut hören lässt. Insbesondere der klare Gesang ist sehr stimmungsvoll und wenn man bereit ist, sich auf die Platte einzulassen, wohnt ihr sicherlich auch eine gewisse Epik inne.
Wer also episch-mystische Klanglandschaften elektronischer Herkunft mag und SUMMONING und/oder die Musik diverser älterer (Rollen-)Spiele für den Computer schätzt, sollte auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Außerdem ist das Album sehr hübsch im A5-Digipack-Format aufgemacht. Meine Lieblingsband wird L’ORDRE DU TEMPLE sicherlich nicht werden, aber „In Hoc Signo Vinces“ lässt sich auch nach sehr vielen Durchläufen gut hören, ohne mir als Genre-Fremdem auf die Nerven zu gehen und das ist doch auch schon mal ein gutes Zeichen.
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