L.A. Guns - Renegades

Review

Es waren wilde Zeiten, damals im Los Angeles der 1980er. Es herrschte Aufbruchstimmung und ruppige Hard-Rock-Bands schossen wie Pilze aus dem Boden. Die beteiligten Musiker teilten sich dasselbe Image: toupierte Haare, getigerte Spandexhosen und nietenbesetzte Lederjacken. Dazu wurden Rock-n-Roll-haltige Blues-Nummern mit frauenverachtenden und alkoholglorifizierenden Texten veröffentlicht und fertig war der kalifornische Traum des Glam-Rock.

Zwischen all den leergetrunkenen Bourbon-Flaschen und zurückgelassenen Spritzen tauchten aber auch wohlbekannte Acts auf, die noch heute in aller Munde sind. Die L.A. GUNS gehören sicherlich dazu, veröffentlichen sie doch kontinuierlich Alben in wechselnder Besetzung.

“Renegades” bietet im ersten Drittel Pop, halbgare Kopien und anbiedernde Klischees

Zwar hat die Band damit in all den Jahren das Bild einer eskalierenden, eingeschworenen Clique eingebüßt, aber auch auf dem Strip wird man eben älter und es zählen weitaus wichtigere Dinge als Pornostars und tiefergelegte Sportwägen. Und so präsentieren die L.A. GUNS mit dem Opener “Crawl” ein poppiges Stück Musik, das neben einer überflüssigen Nanana-Mitsing-Phrase auch ein passables, zumindest unerwartetes Riff aufweist. “Why Ask Why” wiederum verbeugt sich vor VELVET REVOLVER, die beschwingte Melodie kann dem Original aber in keiner Weise das Wasser reichen.

In den ersten Sekunden von “Well Oiled Machine” erklingt das Geräusch eines Anlassers, gefolgt vom Summen eines Motors. Damit kann man einen Haken hinter das erste Glam-Rock-Klischee setzen. Das Songwriting biedert sich an das verwurstete Thema dermaßen an, dass sich der Track nur schwerlich durchhören lässt. Auch die eingestreuten Licks zwischen den Verszeilen sind zu vorhersehbar.

L.A. GUNS sind vorhersehbar und bedienen sich gut abgehangener Ideen der Genre-Kollegen

Das folgende “Lost Boys” führt den Hörer in die Untiefen des gegenwärtigen BON-JOVI-Kosmos. Wem auch immer die Chorus-Line eingefallen ist, muss als Teenager mit emporgereckten Fäusten und bewaffnet mit einem Tennisschläger aka Gitarre vor dem Spiegel Rock-Posen einstudiert haben. In jedem Fall kommt das Gang-Shout-Geblubber stereotyp und abgegriffen rüber. Auch Freunde der seichten Halbballade bekommen mit “You Can´t Walk Away” einen Aufguss längst vergangener Zeiten serviert, der sich frech am Arrangement des flotteren “Don´t Go Away Mad (Just Go Away)” der Genrekollegen um Nikki Sixx und Tommy Lee bedient.

“Witchcraft” stellt die einzige Überraschung dar, denn der Song könnte auch von den transzendenten STONE TEMPLE PILOTS stammen – nicht zuletzt überzeugen die tiefen Gitarren in Kombination mit dem vorantreibenden Rhythmus und dem ranzigen Refrain.

Die fette Produktion und der flache Gesang verstopfen die Gehörgänge

Dann wird es wieder beliebig. Oftmals beginnen die Songs mit einem starken Instrumentalteil, die viel zu flachen und glattgebügelten Gesangslinien zerstören aber jeglichen rebellischen Ansatz von Rock ‘n’ Roll im Sekundenbruchteil. Zum Closing-Track “Don´t Wanna Know” wird das Riff von “Dr. Feelgood” als 1:1-Remake in ein hektisches Etwas umgebaut, dass sich doch tatsächlich zu einem schönen Sleaze-Brocken entwickelt. Leider retten die vereinzelten Lichtblicke aber nicht vor dem Verriss.

Es bleibt ein Rätsel, wieso sich die L.A. GUNS als brave, erwachsene und vor allem mittelmäßige Pop-Rock-Band inszenieren. Immerhin ist “Renegades” auf professioneller Ebene ein echter Hingucker. Die Produktion ist fett, die Musiker haben ihre Instrumente voll im Griff und nebenbei ziert die Band eine lange und vor allem bewegte Vita. Noch ungenießbarer bleibt einem das Album im Gehörgang stecken, wenn man sich an das rotzige, punkige und vor Attitüde strotzende “The Devil You Know” der “anderen” L.A. GUNS erinnert. Schade drum.

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08.11.2020

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1 Kommentar zu L.A. Guns - Renegades

  1. Norskvarg sagt:

    da auf diesem album weder tracii guns noch phil lewis mitgewirkt haben, ist es für mich auch kein echtes album der la guns. warum steven riley ein album unter dem banner la guns unter die leute bringen zu müssen, wäre eine gute frage, wenn man den kerl mal zu einem interview trifft.