Zwei Dinge stehen bei KYLESA nach dem Hören von „Exhausting Fire“ fest:
1. Die Band ist innerhalb ihrer eigenen Schublade noch entwicklungsfähig.
2. Wenn kein großer Stilbruch mehr folgt, dürfte die Truppe aus Savannah in ihrer Karriere kein schlechtes Album (mehr) veröffentlichen.
Letzteres ist eine Vermutung, die allerdings immer wahrscheinlicher wird. „Exhausting Fire“ ist nämlich erneut ein typisches KYLESA-Album und wirkt trotzdem frisch. Der nebulös-psyschedelischen Welt der Sludge-Veteranen kann sich der Hörer einfach nicht entziehen, schon der Opener „Crusher“ spielt mit den Gefühlen: Wuchtig-doomige Gitarren treffen auf psychedelische Momente, ganz ohne Gitarre, und der einnehmende Gesang von Laura Pleasants wirkt einlullend wie eh und je – starker Auftakt.
In der Folge, wie sollte es anders sein, bauen KYLESA nicht ab. Im Gegenteil, das Album atmet alles, was die Band ausmacht: 80er-Flair, Rotzigkeit und ein warmes, etwas entrücktes Gesamtbild, das nicht so recht in eine musikalische Schublade passen will – Southern Rock, Doom, Sludge, Psychedelic Rock. Alles trifft zu und dann irgendwie doch nicht.
„Exhausting Fire“ existiert einmal mehr in der eigenen KYLESA-Welt, die zwischen Songs zum Versinken und mitreißenden Stampfern springt und beides auch gern einmal vereint. Der Reiz liegt bei KYLESA in der Gesamtsumme der einzelnen Teile. Sowohl stimmlich sind Laura Pleasants und Philip Cope unglaublich einnehmend, aber auch das Gitarrenspiel der beiden packt . Hinzu kommt das vielseitige Schlagzeugspiel, das durch die bekannte „Dopplung“ umso prägnanter ist.
Trotz der Vielschichtigkeit bleibt auch „Exhausting Fire“ häufig eingängig. „Lost and Confused“, „Blood Moon“, „Growing Roots“ oder „Out Of My Mind“ fahren binnen Sekunden ihre Klauen aus und verschwinden nicht mehr aus dem Gedächtnis. In Sachen Songwriting macht KYLESA ohnehin so schnell niemand was vor.
Es gibt viel zu entdecken und selbst wenn „Exhausting Fire“ wenig Überraschendes für KYLESA-Kenner bereithalten mag, so ist es doch immer eine Freude, neues Songmaterial der US-Amerikaner vorgesetzt zu bekommen. Denn weder sorgt „Exhausting Fire“ für eine Übersättigung, noch werden KYLESA langweilig. Aber an das unangefochtene Spitzenalbum ihrer Karriere, „Spiral Shadows“, kommen sie wohl so schnell nicht heran – auch weil Songs wie „Moving Day“ im Vergleich zur gewohnten Klasse etwas abfallen. Nichtsdestotrotz ein Must-Have in 2015!
Sound/Atmosphäre kann ich nur zustimmen. Aber gesanglich ist das nur als mittelmäßig einzustufen. Die immer gleichbleibende Tonlage der Frontsängerin ist weder markant noch kraftvoll und schmälert demzufolge den Gesamteindruck. Das Selbe trifft auch auf den Co-Sänger zu. Nun könnte man natürlich sagen, diese gesangtechnische Monotonie soll hypnotisch wirken. Bezweifle dies aber, da es sich wohl eher um ein Mangel an Können handelt (betrifft sämtliche Alben). Das ist leider völlig konträr zu ihren abwechslungsreichen und eigenständigen Sound. Deshalb nur 6-7/10.
Gruß Marcel 😉